Dienstag, 31. März 2009

Unterirdisch



Foto: Elke Lünemann

21. März 2009
"Goldener Windbeutel" für Trinkjoghurt "Actimel"

„Actimel“ hat das Rennen gemacht - setzt Jörg Kachelmann trotzdem weiter den angeblich so gesunden Trinkjoghurt an die Lippen?

„Lebensmittelhersteller tricksen und täuschen - doch jetzt können Kunden zurückschlagen. Die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch verleiht zum ersten Mal den Preis für den dreistesten Etikettenschwindel, den ´Goldenen Windbeutel 2009´. Per Internet-Abstimmung können die Verbraucher auf www.abgespeist.de abstimmen, von welchem Produkt sie sich am meisten in die Irre geführt sehen“, ist auf www.markenpost.de für eine Umfrage geworben worden, die jetzt beendet ist.

Mehr als 35 000 Verbraucherinnen und Verbraucher nahmen teil. 47 Prozent entschieden sich für „Actimel“ als größten Etikettenschwindel. Dazu Anne Marktwardt als Leiterin der foodwatch-Kampagne: „Der Trinkjoghurt des Herstellers Danone schützt nicht vor Erkältungen. Er schützt das Immunsystem nur ähnlich gut wie ein herkömmlicher Naturjoghurt, ist aber viermal so teuer und doppelt so zuckrig.“ Die Werbung von Danone sei ein „probiotisches Märchen“.

Erzählt wird es Fernsehabend für Fernsehabend von Jörg Kachelmann, 50-jähriger Wetterfrosch der ARD, der nun die Werbeleiter verlassen sollte. Die Szene kennen wir alle: Der Metreologe kommt aus schlechtem Wetter, versichert im Brustton der Überzeugung, dass ihm das nichts ausmache, es gebe ja ein Danone-Mittel gegen Erkältungen. Schluck - Ende des Werbespots.

Solchen Märchenerzählern sollen fortan Verbraucherinnen und Verbraucher die Froschbeine lang ziehen, fordert foodwatch auf seinen Seiten und gleicher Auffassung scheint man auf www.markenpost.de gewesen zu sein. Doch diesem Portal wurde von google ein Streich gespielt. Da diese Suchmaschine den Begriff „Actimel“ gefunden hatte, platzierte sie unter dem oben zitierten Hinweis auf die Abstimmung als erste Anzeige: „Actimel - Hilfsprojekt - Aktion Gesundheit für Kinder in Afrika - Hier informieren“.

19. März 2009
Der katholische Papst in Afrika: Wir sind kein Kondom!

Ledig - fast 82 - Papst - und auch noch katholisch: Kein Zweifel, eine höchst explosive Mischung, wenn im Gewande ein Deutscher steckt. Kaum sind die Pius-Wellen ein wenig geglättet, sorgt Kardinal Ratzinger für die nächste Wut-Welle. Nicht jenseits von, sondern in Afrika schürzt er die Lippen zu Warnungen vor Kondomen.

Eigentlich drängt sich da die Frage auf, ob die Vatikan-Bank in der Finanzkrise besonders gelitten hat, weil sie sich in der virtuellen Welt der Gummiindustrie herumtrieb - aber lassen wir das. Was dieser Kardinal sagt, ergibt schon seit einiger Zeit keinen Sinn mehr. Er selbst führt das neuerdings darauf zurück, dass man ihn falsch informiert. Und fürwahr: Wenn es um Sex geht, gibt es in seiner unmittelbaren Nähe keine Experten.

Dort gilt: No sex, no fun, no doubt. Merke: Schon Jesus hat gewusst, dass nicht wichtig ist, was in den Mund hineingeht, sondern was aus dem Mund herauskommt. Wieder einmal ist es Wasser auf die Mühlen rechter religiöser Kreise, die vielerorts zur wachsenden politischen Gefahr werden.

No democracy und no holy ghost. Wenn sich Sean Connery nicht aus dem Filmgeschäft zurück gezogen hätte, würde der möglicherweise gern die Hauptrolle in einem neuen Film übernehmen. Titel: „James Bond jagt Dr. No - Teil II“. Aber auch so manche Ursula tut inzwischen etwas anderes. Bleibt ein Trost: Niemand muss katholisch werden oder bleiben.

Rückblende: Vor seiner ersten Afrika-Reise hat Kardinal Ratzinger gesagt: „"Ich denke an die Opfer von Hunger, Krankheit, Unrecht, Bürgerkrieg und jede Form der Gewalt, die sich unglücklicherweise fortsetzt.“ Das war wohl als Drohung gemeint. Oder um mit „Bild“ zu titeln: „Wir sind kein Kondom!“

18. März 2009
Trotz "Grünpfeil": Schläfrig in Wilhelmshaven

Wilhelmshaven. Ehrlich gefahren: Mit dem Auto bin ich lieber in Hamburg, Hannover, Dortmund oder München unterwegs als in Wilhelmshaven. Sogar in Florenz oder Rom, in Paris oder Budapest macht es mehr Spaß, in einer Blechlawine dahin zu gleiten als hier zu Stadt hinter einem Auto her zu tuckern, das mit 30 km/h auf der linken Fahrspur zum Ziel schleicht.

Woran liegt´s? Daran, dass in Wilhelmshaven sechs Autos vor einer Ampel „Rush hour“ bedeuten? Wenn kaum jemand unterwegs ist, hat man Zeit und ist unaufmerksam? Wie an der Kreuzung Bismarck-/Heppenser Straße: Dort gibt es „grüne Pfeile“.

Die sind eine Errungenschaft der DDR, dort eingeführt 1978. 2 500 gab es schließlich. Eigentlich heißen sie „Grünpfeile“ und sind am 1. März 1994 in die bundesdeutsche Straßenverkehrsordnung aufgenommen worden. Der Unterschied zwischen „grünen Pfeilen“ und „Grünpfeilen“: Erstere dürfen leuchten, die anderen nicht.

Deshalb geht 90 Prozent der Autofahrerinnen und Autofahrer in Wilhelmshaven an Ampeln mit „Grünpfeil“ kein Licht auf? Deshalb schlummern sie vor sich hin, statt nach links und rechts zu schauen und weiter zu fahren, wenn nichts kommt?

Anders in Leipzig im Jahre 1985. Ein Bekannter wartet am Bahnhof, steigt ein und sagt: „Pass auf. Wenn es an einer Ampel einen ´grünen Pfeil´ gibt, darfst du auch bei Rot rechts abbiegen. Du musst nur auf den Verkehr achten.“ Jeder Trabi-Fahrer hat das damals begriffen, sie knatterten weiter, hätten sie angehalten, wäre die Luft in Leipzig noch schlechter gewesen als so schon.

Trabis sind auf deutschen Straßen kaum noch unterwegs. Aber es gibt ein Paradies für diese fahrbare Plaste. In Weberstedt ist am 14. März eine Sonderausstellung eröffnet worden. Erich Palitzsch aus Freital präsentiert Kinderspielsachen aus der DDR. Über 1 000 hat der 35-Jährige in 20 Jahren gesammelt: Autos, Schiffe, Weltraumfahrzeuge, Raketen, Baumaschinen, Mixer, Eisenbahnen und noch viel mehr.

Weberstedt liegt in Thüringen, auch Autofahrerinnen und Autofahrer aus Wilhelmshaven könnten also eine kurze Reise dorthin machen. Aber: Dort gibt es „Grünpfeile“ an vielen Ampeln. Von daher dürfte es für motorisierte Wilhelmshavenerinnen und Wilhelmshavener tröstlich sein, dass diese Sonderausstellung bis zum 31. Oktober 2009 läuft. Bis dahin dürften auch sie das Trabiparadies erreicht haben…

15. März 2009
Die Achse des Lösens (IV): Kleine Duisburgerin alarmiert die Polizei

Nach dem Amoklauf von Tim K. in Winnenden wird aufgepasst: Eine Schülerin aus Duisburg hat in einem Chatroom eine Amokdrohung entdeckt. Unverzüglich informierte sie am Freitag die Polizei in Nordrhein-Westfalen, die wiederum ihre Kolleginnen und Kollegen in Wilhelmshaven einschaltete. Zu jener Zeit war die Realschule in Schortens bei Wilhelmshaven allerdings bereits geräumt worden, weil es auch für die Hauptschule, die sich im gleichen Gebäude befindet, eine Amokdrohung gab.

Die stammte mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem 12-Jährigen. In diesem Fall landete die Polizei einen schnellen Fahndungserfolg, die Internet-Spur führte zu einer Wohnung im Landkreis Friesland. Auf einem Computer wurden dort weitere Hinweise gefunden, die in einer öffentlichen Einrichtung endeten. Dort hatte der Junge ebenso wahrscheinlich die Drohung verfasst.

Noch nicht ganz so sicher wie im Hauptschul-Fall ist die Polizei im Realschul-Fall. Derzeit wird ein Kind vernommen, das unter dringendem Verdacht steht. Beschlagnahmt worden ist ein Computer. Auch die Eltern werden vernommen.

Für den 12-Jährigen und für das andere verdächtige Kind gilt sicherlich dieser Satz aus der Bibel: „Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Im Fall von Tim K. macht „Bild am Sonntag“ heute daraus: „Es tut so weh und es macht so Angst, weil die Tat so unfassbar, nicht erklärbar ist.“

Wenn das so ist, wird es schwer für die „Achse des Lösens“ aus Kriminologen, Psychologen und Soziologen. Was nicht erklärbar wäre, könnte man auch nicht ändern. Das Beispiel der 12-Jährigen aus Duisburg dagegen macht deutlich: Nach dem Amoklauf von Tim K. haben offenbar viele Kinder ihre Antennen ausgefahren. Wenn das so bleibt und sich auch noch möglichst viele Erwachsene zu diesem tollen Mädchen gesellen, das sich Sorgen wegen einer Schule in einem Ort macht, den sie wahrscheinlich nicht einmal kennt…Hut ab vor dieser 12-Jährigen und vor allen, die zukünftig so handeln wie diese kleine Duisburgerin.

14. März 2009
Die Achse des Lösens: Zu Gast im ZDF bei Maybrit Illner

Nun schreddern die Medien einige Nachrichten aus Winnenden und der Innenminister von Baden-Württemberg hätte wohl besser Einiges nicht gesagt, denn: Über einen Anwalt lassen die Eltern von Tim K. inzwischen bestreiten, dass ihr Junge jemals in psychiatrischer Behandlung gewesen ist, der angeblich von dem 17-jährigen Amokläufer verfasste Beitrag in einem Chatroom ist längst keine unumstößliche Tatsache mehr. „Ermittlungspannen“ nennen die Medien so etwas. Auf diesen Vorwurf reagiert die Polizei mit einer Nachrichtensperre. Über die aktuellen Ermittlungen soll erst einmal nichts mehr verraten werden.

Das ist schlecht für Talkmaster und so genannte Experten, die sich nach solchen Ereignissen zu Runden versammeln, zu denen einem schnell dieser Satz von Oscar Wilde einfällt: „Es ist viel klüger, Unsinn zu reden, als sich Unsinn anzuhören.“ Die Bundesfamilienministerin verzichtet darauf neuerdings. Aber: Sie zuckt auch nicht mehr zusammen.

Donnerstags schon einmal Maybrit Illner gesehen? Genau: Das ist die ZDF-Dame, die sich nach einer vermeintlich klugen Frage immer ein wenig vorbeugt, weil sie mit dem Zweiten besser sieht. Wie vorgestern. Ursula von der Leyen war ebenso da wie eine Schülerin. Die Achse des Lösens hatte sich gerade die analytischen Köpfe richtig heiß geredet, als die 18-Jährige einen Wunsch äußerte. Der lautete: In jeder Klasse nicht mehr als 25 Schülerinnen und Schüler!

Reagiert hat darauf niemand aus dieser Talk-Runde. Dabei hätten sie von ihren Stühlen fallen müssen. Rückblende: In den 1960er- und 1970er-Jahren steht das Bildungsthema ganz oben auf der Tagesordnung. Bundeskanzler Willy Brandt prägt das Motto „Die Schule der Nation ist die Schule.“ Also nicht die Bundeswehr. Ziel der Schulpolitik wird: Klassen mit 18 Schülerinnen und Schülern. Sonst sei effektives Lernen nicht möglich.

Und heute? Gibt es Kinder, die mit mehr als 30 Gleichaltrigen in einem Klassenzimmer sitzen und dem Unterricht nicht folgen können, weil es immer jemanden gibt, der Späße macht. Lehrerinnen und Lehrer stehen hilflos an der Tafel. Kein Wunder bei so großen Klassen. Die Bundesfamilienministerin scheint das aber nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen, wenn sie in einer Talkshow mit diesem Bildungs-Skandal konfrontiert wird. Genau: Bildung ist ja auch Ländersache.

13. März 2009
Die Achse des Lösens (II): Immer mehr Trittbrettfahrer

Christian Pfeiffer hin, Psychologen und Soziologen her, vertreten wird auch diese These: Amokläufer kommen aus bürgerlichen Kreisen, Arme laufen nicht Amok. Dann dürfte das Rezept gegen solche schrecklichen Taten einfach sein…

Die Achse des Lösens treibt also auch nach Winnenden allerlei Unfug. Mehr als Unfug ist allerdings, was zurzeit so genannte Trittbrettfahrer tun. In Ilsfeld im Landkreis Heilbronn ist heute nach einer Amokdrohung im Internet eine Realschule abgeriegelt worden, in Schneverdingen (Landkreis Soltau-Fallingbostel) wurde ein 21-Jähriger gefasst, der Internetbeiträge wie „Ich habe eine Waffe und werde alle töten“ verfasst hatte.

Derartige Ankündigungen hat es auch schon vor dem Amoklauf von Tim K. gegeben, dessen Familienname inzwischen auf Euronews verraten wurde.

Er ist 18 Jahre alt und wohnt in Friesland, er hat die Berufsbildende Schule (BBS) in Jever besucht, im Freundeskreis machte er sich im November 2008 wichtig: „Am Mittwoch kommt es an meiner ehemaligen Schule zu einem Blutbad.“ Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, bei der Polizei klingelte immer häufiger das Telefon. Einige Anruferinnen und Anrufer beriefen sich auf den 18-Jährigen. Er wurde ins Revier gebracht und war plötzlich ganz kleinlaut. „Alles nur ein Scherz. Ich wollte mich wichtig machen“, gab er zu Protokoll.

Von Jever bis Wilhelmshaven sind es nur 14 Kilometer. Dort ermittelte die Polizei einige Wochen zuvor fieberhaft, als die Leute tuschelten: „Montag kommt es zu einer Katastrophe an einer Schule in der Friedenstraße.“ Stichhaltiges jedoch kam bei den Ermittlungen nicht heraus. Alle beriefen sich auf Hörensagen, deswegen wurde der Unterricht nicht abgeblasen. Die Polizei bezog Beobachtungsposten und hat bis heute nicht herausgefunden, wer das Gerücht von einem Amoklauf in die Welt setzte.

Auch an einer Berufsschule in Pforzheim gab es Amok-Alarm. 400 Schüler und Lehrer wurden evakuiert, gefunden wurde nichts. Ähnliches geschah in Erfurt, wo im April 2002 ein ehemaliger Schüler tatsächlich ein Massaker angerichtet hat.

Einen Tag später klingelte im Sekretariat eines Schulzentrums in Althengstett das Telefon. Es war kurz vor neun, als eine Frauenstimme warnte: „Sie müssen sofort räumen.“ 1 000 Schülerinnen und Schüler wurden daraufhin in Sicherheit gebracht. Wieder hatte sich jemand einen üblen Scherz erlaubt.

Werden die Urheber solcher Gerüchte erwischt, müssen sie mit Geld- und Gefängnisstrafen rechnen. Das ist vor gut zwei Jahren in Baden-Württemberg gelungen. Die Nachahmungstäter waren zwischen 14 und 21 Jahre alt. Ein 19-Jähriger bekam am 7. Dezember 2006 vom Amtsgericht in Rastatt vier Wochen Dauerarrest aufgebrummt, am 8. Dezember 2006 verurteilte das Amtsgericht von Singen einen 15-Jährigen zu einer Woche Dauerarrest, außerdem wurde er seinen Computer und Software los, in Künzelsau musste ein Jugendlicher am 12. Dezember 2006 für vier Wochen hinter schwedische Gardinen, hinzu kamen 80 Stunden gemeinnützige Arbeit.

Damals sagte Justizminister Goll: „Wer also keine Lust hat, wegen drei Minuten öffentlicher Aufmerksamkeit sein halbes Leben lang Schulden abzustottern, dem kann ich nur raten, schleunigst vom Trittbrett abzuspringen.“ Das gilt nach Winnenden wieder.

12. März 2009
Nach Amoklauf von Winnenden wieder da: Die Achse des Lösens

Nun ist die Achse wieder am Lösen: Kriminologen, Soziologen und Psychologen sezieren den Amoklauf von Winnenden. Mittendrin statt nur dabei ist Christian Pfeiffer, der vor gut acht Jahren im „Fall Joseph“ eine derart unrühmliche Rolle gespielt hat, dass er die Leitung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hätte in andere Hände legen müssen.

Man erinnert sich: Im Freibad zu Sebnitz stirbt ein Achtjähriger. Die Mutter behauptet: Der Junge ist von Rechtsradikalen „hingerichtet“ worden. Christian Pfeiffer erstellt ein Gutachten, bescheinigt der Frau Glaubwürdigkeit. Die Presse stürzt sich auf den Fall, erfindet 200 Leute, die bei einem Mord zuschauen und hört sogar die Füße von Joseph auf dem Beckenboden. Doch der Junge wehrt sich vergeblich. Wie eine Kleinstadt lange gegen diese Verleumdungskampagne. Das Ende von der Geschichte: Der kleine Joseph ist im Freibad verunglückt. Akte zu.

Auch nach dem Amoklauf von Winnenden wird von der Achse des Lösens wieder eine ganz einfache Formel an die gesellschaftliche Tafel geschrieben. Je mehr Medienkonsum plus Gewaltspiele desto größer die Gefahr, dass jemand ausflippt. Wenn dann noch die Großeltern erzählen, dass sie früher blutrünstige Märchen geradezu verschlungen haben, muss man sich über die Machtergreifung Hitlers nicht mehr wundern?

Ich erinnere mich noch gut an meine Studienzeit in Mainz. In der ersten Publizistik-Vorlesung hat uns die Professorin Elisabeth Noelle-Neumann mit folgender These vertraut gemacht: Junge Leute, die Sendungen mit Gewaltszenen sehen, schlagen früher oder später zu. Doch dann stellte sich heraus: Die Wissenschaftler hatten Fehler bei der Versuchsanordnung gemacht. Die waren so groß, dass andere Experten bei einem zweiten Test zu dem Ergebnis kamen: Junge Leute, die Sendungen mit Gewaltszenen sehen, leben ihre Wut in ihrer Fantasie aus und sind deshalb im Alltag ganz friedlich. Doch auch diese Annahme löste sich in der dritten Vorlesung in Luft auf. Denn ein weiteres Wissenschaftler-Team war zu der Erkenntnis gelangt, dass man niemandes Verhalten auf sein Medienverhalten allein zurückführen kann.

Nach dem Amoklauf in Winnenden sickert nach und nach durch, dass der Amokläufer Tim K. wie der Amokläufer aus Emsdetten im Internet seine Tat angekündigt haben könnte. Wenn das wieder so ist, dann steht doch gleich die Frage im Internet-Raum: Warum finden Experten, die sich fast schon Tag und Nacht mit dem Thema Gewalt beschäftigen, solche Ankündigungen nicht? Sind die dann immer gerade in einer Talkshow? Diese Frage klingt hart, auch nicht fair. Womit wir bei einer Sendung mit diesem Titel wären.

Wird fortgesetzt

5. März 2009
Was dürfen Politiker so alles sammeln?

Bei der Durchsuchung privater und dienstlicher Räume des Verteidigungsministers schauen die Kripobeamten aus dem Fenster und sehen mehrere Panzer. Der erklärt daraufhin gegenüber der Presse: „Die sammele ich für meine Arbeit.“

Bei der Durchsuchung privater und dienstlicher Räume der Justizministerin schauen die Kripobeamten aus dem Fenster und sehen im Garten ein originalgetreu nachgebautes Gefängnis. Die erklärt daraufhin gegenüber der Presse: „Habe ich für meine Arbeit nachbauen lassen.“

Bei der Durchsuchung privater und dienstlicher Räume des SPD-Medienexperten Jörg Tauss schauen die Kripobeamten zwar nicht aus dem Fenster, sie entdecken aber dennoch kinderpornografisches Material. Der erklärt daraufhin gegenüber der Presse: „Das sammele ich für meine Arbeit.“

Eine dieser drei Geschichten ist wahr…

3. März 2009
Wilhelmshaven bald eine Lagunenstadt?

Eine Lagune ist ein seichtes Gewässer, das durch Sandablagerungen (Nehrung) oder Korallenriffe (Atoll) vom Meer abgetrennt ist.

Das Wort Lagune leitet sich über das italienische laguna vom lateinischen lacuna (Weiher, Lache) ab. In der Ostsee heißt die Lagune Haff oder Bodden, im Schwarzen Meer wird sie Liman genannt. Oft tragen Lagunen auch andere Namensteile wie See, Bucht oder Sound.

So steht es in der freien Enzyklopädie Wikipedia.

Wilhelmshaven soll zwei davon bekommen. Eine Lagune soll am Südstrand (Vorschlag der SPD) entstehen, die andere im Stadtnorden (Vorschlag der Ratsgruppe BASU) am ehemaligen Geniusstrand, der dem Containerhafen JadeWeserPort zum Opfer fällt.

Der Vorschlag der Sozialdemokraten ist wohl ernst gemeint, der BASU-Antrag eher eine ironisch gemeinte Antwort darauf. Den Verstand verloren haben aber beide.

9000 Euro will die SPD für ein Vorgutachten im Jadebusen versenken, die gleiche Summe die BASU. Das ist: zu teures Kasperletheater. Noch schlimmer: Wer ein kommunales Parlament mit derlei Unsinn belästigt, macht unser parlamentarisches System lächerlich.

Auf unserem blauen Planeten gibt es herrliche Lagunen, sie dienen Wasservögeln als Rückzugsgebiete, seltene Pflanzen gedeihen, Touristen müssen sich bei einer Bootsfahrt oder bei einem Bad an Regeln halten, damit das ökologische Gleichgewicht nicht gestört wird. Außerdem: Wer an der Nordsee Urlaub macht, will eine raue See, sonst würde er an die Ostsee fahren.

Ein Ratsvorsitzender muss auch solche Anträge auf die Tagesordnung setzen. Verwiesen werden sie in der Regel an die Fachausschüsse. Sollte es so weit kommen, sei dem jeweiligen Vorsitzenden geraten: Zur Sitzung Papierkorb mitbringen und darin sowohl den SPD- als auch den BASU-Schwachsinn verschwinden lassen. Mit Wilhelmshaven ist es schon weit genug gekommen! Kommunalpolitiker, die sich gegenseitig veräppeln, sind hier zu Stadt noch überflüssiger als Vorgutachten über Lagunen.

Heinz-Peter Tjaden

27. Februar 2009
Kabel Deutschland und Württembergische: Datenschutz ist...

Wilhelmshaven/Erfurt/Stuttgart (tj). Kabel Deutschland. Die haben ein Büro in einem ausrangierten Bauwagen, habe ich stets gedacht. Bis ich in Erfurt war. Kein ausrangierter Bauwagen. Ein schmuckes Gebäude. Aber eine Arbeit, als wenn…

Die Wohnung, in der ich diesen Artikel schreibe, habe ich seit dem 15. April 2004. Die Kabel-Grundversorgung (sechs Fernsehprogramme) zahle ich mit der Miete. Dazu gekauft habe ich digitales Fernsehen, Telefon und Internet.

Anfang 2009 ändert sich meine Bankverbindung. Ich erteile einen neuen Lastschriftauftrag. Darauf reagiert Kabel Deutschland mit dem schriftlichen Hinweis, dass mein Anschluss demnächst frei geschaltet werde. Ist er aber schon seit fast fünf Jahren.

Von meinem Konto abgebucht werden die Gebühren nicht. Dafür bekomme ich am 27. Februar 2009 zwei Mahnungen. Gefragt werde ich: „Vergessen? Verloren? Verlegt?“ Meinen die mich - oder etwa sich selbst? Meinen neuen Lastschriftauftrag müssen sie auf jeden Fall verlegt haben.

Zwischenzeitlich erfahre ich bei einem Anruf von Kabel Deutschland, dass ich bei diesem Unternehmen sogar ein Guthaben mein eigen nenne. Davon kann sich übrigens wohl jede und jeder überzeugen, wenn sie oder er behauptet, mit mir verwandt zu sein. Denn auch mit dem Datenschutz nimmt es dieses Unternehmen nicht so genau.

Das beweist dieses Beispiel: Eine Verwandte ruft Kabel Deutschland an und erfährt, was man so über meine Geschäftsbeziehung wissen muss. Den Test sollte niemand wiederholen. Aus allen Wolken fallen könnte das Ergebnis sein.

Datenschutz scheint aber nicht nur gewissen Mitarbeitern von Kabel Deutschland fremd zu sein. Das erfahre ich nach dem Tod meines Vaters. Da meine Mutter nicht so genau sagen kann, welche Versicherungen es bei der Württembergischen gibt, rufe ich die für meine Eltern zuständige Agentur an.

Tjaden ist ein seltener Name. Dennoch findet der Versicherungsvertreter im Computer den Namen meiner Mutter nicht. Aber er entdeckt etwas anderes: „Bei uns versichert ist nur ein …Tjaden.“ Diesen Unternehmer kenne ich. Er ist mit uns nicht verwandt. Meine Frage „Ist das die Firma in Wilhelmshaven (es folgt der Stadtteil)?“ Sofort bekomme ich eine Bestätigung.

Fast täglich komme ich an diesem Unternehmen vorbei. Stets denke ich: „Der ist also bei der Württembergischen versichert.“

25. Februar 2009
Misswirtschaft in Wilhelmshaven

In der Verwaltung gibt es Überlegungen, vier Schulgebäude durch private Investoren umbauen beziehungsweise sanieren und anschließend verwalten zu lassen. Betroffen sind die Integrierte Gesamtschule (IGS), die Hauptschule Nogatstraße, das Gebäude des künftigen, zusammengelegten Gymnasiums und das Berufsschulzentrum an der Friedenstraße. Im Gespräch ist ein Investitionsvolumen von fast 40 Millionen Euro.

Die Fraktionen von SPD und Grünen rückten in einer Podiumsdiskussion der Gewerkschaft Verdi jedoch von einem grundsätzlichen Ja zur öffentlich-privaten Partnerschaft (Public Private Partnership PPP) ab, wie es der Rat im November 2007 beschlossen hatte. Sie sehen aktuell keine Notwendigkeit, sich auf ein solches Modell einzulassen. Sowohl der Umbau der IGS als auch die Sanierung des Schulgebäudes an der Nogatstraße ließen sich allein aus öffentlichen Mitteln finanzieren.

CDU-Sprecher Stephan Hellwig stellte die Notwendigkeit in den Vordergrund, die Schulgebäude instandzusetzen. FDP-Fraktionschef Dr. Michael von Teichman sprach sich für die Zusammenarbeit mit privaten Investoren aus. BASU und LAW lehnen diese ab.

Solide Haushaltspolitik hat es in Wilhelmshaven wohl noch nie gegeben. Wenn eine Familie so wirtschaften würde wie die Stadt am Jadebusen, wären Gerichtsvollzieher Dauergäste. Im Rathaus allerdings will man so weiter machen wie gehabt. Jetzt hat die Verwaltung vor: Vier Schulen sollen von privaten Investoren umgebaut, saniert und anschließend verwaltet werden. Begeistert ist - wie nicht anders zu erwarten - die FDP. Die SPD und die Grünen gehen auf Distanz. Die Linken und eine Wählerinitiative sagen Nein.

Vertreten werden diese politischen Auffassungen nicht etwa mit Sachverstand, sondern mit Bauchgrimmen. Denn: Die Stadt hat schon so viele öffentliche Aufgaben in den Privatbereich verlagert, dass sich mit weiteren Privatisierungen nur noch eine Partei wie die FDP anfreunden kann. Für Liberale ist der Staat Teufelszeug, das man nur in geringen Dosen einnehmen sollte.

Verfolgt man die aktuellen Diskussionen in Wilhelmshaven, beschleicht einen das Gefühl, dass die Diskussionspartner keinen blassen Schimmer von Haushaltspolitik haben. Dafür zumindest ein Grundverständnis zu entwickeln, könnte allerdings ganz einfach sein.

Ein Versuch: Eine Familie hat 20 000 Euro gespart, geht zur Bank und führt dort ein Gespräch über den Bau eines Hauses, der 100 000 Euro kosten würde. Die Bank gewährt den gewünschten Kredit. Nach einem halben Jahr steht das Haus.

Dieses Haus gehört fortan zum Vermögenshaushalt der Familie. Abtrag und Zinsen belasten die Haushaltskasse, aus der auch alles andere bestritten werden muss. Haushaltskasse steht für Verwaltungshaushalt einer Stadt. Die ist eines Tages derart strapziert (der Sohn studiert, die Tochter bleibt in der Schule sitzen, die Lebenshaltungskostenn steigen, das Nettoeinkommen von Mutter und Vater steigt jedoch nicht mehr), dass dringend gegengesteuert werden muss. Deshalb spricht der Vater mit dem Nachbarn. Der übernimmt die Zinszahlungen und wird Mitbesitzer des Hauses.

Die Folge: Im Vermögenshaushalt der Familie stehen nicht mehr 100 000 Euro für das Haus, sondern 90 000 Euro. Dafür ist aber wieder mehr Geld in der Haushaltskasse. Wird diese Haushaltskasse nicht weiter strapaziert (Sohn beendet das Studium, die Tochter schafft endlich das Abitur, Vater und Mutter bekommen eine Gehaltserhöhung), ist das Haus nach ein paar Jahren endlich bezahlt. Abtrag und Zinsen fallen weg. Aber: Dem Nachbarn gehört immer noch ein Zehntel des Hauses.

Gut, sagt der Nachbar, gebt mir 15 000 Euro und das Haus gehört euch wieder zu 100 Prozent. So viel Geld ist aber nicht in der Haushaltskasse. Etwas dagegen tun könnte die Familie, indem sie einem anderen Nachbarn 20 Prozent des Hauses überschreibt und dafür 20 000 Euro bekommt. Und so weiter…Wenn jetzt auch noch der Immobilienmarkt zusammenbricht...

17. Februar 2009
Soll geschehen: innerörtliche Nachverdichtung

Meine Mutter weiß es nicht, mein Bruder ist Lokalpolitiker und weiß es wahrscheinlich auch nicht, die Mitarbeiterin im „Löwenplay“ in der Gökerstraße blättert hin und blättert zurück, dann liest sie laut vor: „Innerörtliche Nachverdichtung, was soll das denn sein?“

Diese Frage bringt auch mich ins Grübeln. Wenn die Tür der Spielhalle dicht ist und man noch ein Schloss anbringt, das könnte Nachverdichtung sein. Innerörtlich würde auch stimmen.

Mein Hund kommt angewedelt, er will den unterbrochenen Spaziergang fortsetzen. Der ist nicht ganz dicht, schießt mir durch den Kopf. Aber wenigstens geht er mir nach, so lange ich ihn an der Leine habe. Also auch so eine Art Nachverdichtung. Richtiger wäre allerdings: Nachdichtung. Da es sich bei Mike aber nicht um ein Plagiat handelt, verwerfe ich diesen Gedanken wieder.

Fest steht: Die Lokalzeitung von Wilhelmshaven druckt alles, was aus dem Rathaus kommt. Ist schon immer so gewesen. Habe ich sogar als Pressesprecher der Wilhelmshavener Jungsozialisten erfahren. Nach dem zweiten Redaktionsbesuch wegen eines Berichtes hat mir die Redakteur Manuskriptpapier der „Wilhelmshavener Zeitung“ mitgegeben. So sah sie fortan mit einem Blick, wie viele Zeilen mein Artikel in der nächsten Ausgabe einnehmen würde. Und ab in den Druck! Nachverdichtung oder gar Nachdichtung kam für sie gar nicht infrage.

Also wieder nichts. Immerhin aber erfahre ich nun von der Mitarbeiterin des „Löwenplay“, dass es um einen Supermarkt geht. Vielleicht regnet es durch und der Markt muss nach verdichtet werden? Schon zeigt das Korrekturprogramm meines Notebooks einen Fehler an. War also auch nicht richtig.

Vielleicht aber weiß eine Leserin oder ein Leser mehr? Bitte melden!

10. Februar 2009
Jeanette Biedermann: Nie in Wilhelmshavener Tanzschule aber auf n-joy

„So bunt trieb es Jeanette Biedermann noch nie“, hat heute die „Bild“-Zeitung festgestellt, aber ob sich alle Wilhelmshavenerinnen, die inzwischen um die 16 Jahre alt sind, davon noch beeindrucken lassen, sei dahingestellt, denn: Von dieser Schauspielerin und Sängerin sind sie vor einigen Jahren so sehr enttäuscht worden, dass beispielsweise Kyra, die damals 13 Jahre alt war, das Poster von Jeanette Biedermann von der Wand nahm, zerknüllte und auf Nimmerwiedersehen im Papierkorb versenkte.

Was war geschehen? In der Wilhelmshavener Tanzschule von Oehsen freute sich der tänzerische Nachwuchs auf einen Besuch der heute 27-Jährigen, die ab 27. Februar 2009 auf der Single „Undress to the Beat“ ein wenig an Madonna erinnert. „Sie kommt“, versprach seinerzeit immer wieder das Management von Jeanette Biedermann und das Lampenfieber bei den Tanzschul-Mädchen stieg.

Der Tanzschul-Besuch sollte zwar nicht an die große Glocke gehängt werden, er sollte auch nur kurz dauern, ein Tanz, ein Lächeln, das wäre es wahrscheinlich schon gewesen, aber Kyra und ihre Freundinnen nahmen sich vor: „Wir wollen dabei sein.“ Für dieses Vorhaben wurde der Herr Redakteur eingespannt, der Näheres in Erfahrung bringen sollte. Das gelang ihm aber nicht, weil: Jeanette Biedermann hatte ihr Versprechen offenbar längst vergessen, dass jemand aus der Tanzschule diesen Besuch gewonnen hatte auch.

Derzeit ist die 27-Jährige auf Promotion-Tour für ihre neue Scheibe - morgen bei n-joy. Möglich ist: Bei diesem Radiogespräch geht es auch um die Frage, ob Jeanette Biedermann vielleicht doch noch nach Wilhelmshaven kommt. Denn: Versprochen ist versprochen.

9. Februar 2009
njoy fragt: Was ist denn in Wilhelmshaven los?

„Was ist denn in Wilhelmshaven los?“ fragt njoy-Moderator Jan Kuhlmann kurz vor zwölf, denn während der vormittäglichen Diskussion über Fernseher im Schlafzimmer hat er von der Jade besonders viele mails bekommen.

Immer wieder weist Kuhlmann an diesem Montag darauf hin, dass TV im Schlafzimmer nicht nur ein Liebestöter, sondern auch gesundheitsschädlich ist, doch die Wilhelmshavenerinnen und Wilhelmshavener schreiben an den Rundfunksender: Der Kasten bleibt, wo er ist!

Nun kann niemand Jan Kuhlmann in ein, zwei Sätzen erklären, was in Wilhelmshaven los ist. Aber man kann es versuchen: Erstens, liebe njoy-Macher, wollen die auch im Schlafzimmer TV-Konsumenten hier zu Stadt Eilmeldungen und Eilsendungen über ihre Heimatstadt nicht verpassen, denn an der Nordseeküste sind die Fische zwar immer noch im Wasser, aber ansonsten geht es drunter und drüber. Zweitens, besonders beliebt ist an der Jade übrigens die Schillerstraße. Auch dort hat niemand ein Konzept oder ein Drehbuch. Darüber regt man sich in Wilhelmshaven folgerichtig auch im Schlafzimmer nicht mehr auf.

Drittens, etwas Aufmunterndes hat dagegen „Gute Zeiten - schlechte Zeiten“. Die schlechten Zeiten dauern hier zwar schon sehr lange, aber wenn im Fernsehen behauptet wird, dass es auch gute Zeiten geben muss, erscheint an der Schlafzimmerwand ein Silberstreif.

Viertens, vergessen darf man auch nicht: Eine Bürgerinitiative aus Wilhelmshaven hat jüngst alle Einwohnerinnen und Einwohner aufgefordert, jeden Rammschlag für den JadeWeserPort mitzuzählen und zu melden. Das machen am Jadebusen nun fast alle. Sogar nachts wird aufgepasst. Wenn man aber sowieso kein Auge mehr zumacht, will man beim Fernsehen doch wenigstens hin und wieder liegen.

Zugegeben: Diese Erklärungsversuche sind ziemlich unzulänglich, an Gewicht gewinnen könnten sie aber mit diesem Hinweis: In den meisten Wohnungen liegen die Schlafzimmer nach hinten heraus. Vorne heraus sieht es in Wilhelmshaven fast überall nicht mehr so gut aus…

8. Oktober 2008
GEZ - nichts ist unmöglich

Wilhelmshaven (tj). Immer noch die Hauptperson in dieser Realsatire über die Gebühreneinzugszentrale (GEZ): Hans W. aus Wilhelmshaven (Name geändert, Ort nicht). Jetzt muss der 59-Jährige innerhalb von zehn Monaten schwer behindert werden, sonst bleibt es nicht bei der Befreiung von Rundfunk- und Fernsehgebühren, auf die der Hartz-IV-Empfänger seit geraumer Zeit Anspruch hat. Doch sein Antrag auf Weiter-Befreiung zeitigte ungeahnte Folgen, denn die GEZ teilte dem Wilhelmshavener am 7. September 2008 mit, er habe seinem Antrag vom 26. August 2008 einen Schwerbehindertenausweis beigefügt, der nur noch bis zum 30. September 2008 gültig sei.

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5. Oktober 2008
Gesamtschulen: Kultusministerin antwortet nicht

Wilhelmshaven (tj). “Müssen wir unbedingt in die Schule gehen?” würde sich diese Neunjährige aus Niedersachsen von Montag bis Freitag offenbar gern etwas anderes vornehmen. Doch das ist nicht möglich, wird ihr auf Seiten erklärt, die Anfang Juli von Ministerpräsident Christian Wulff frei geschaltet worden sind.

In die Schlange des fragenden Nachwuchses hat sich auch ein 13-Jähriger aus Wilhelmshaven eingereiht. Die erste Frage wurde nach 30 Minuten von Axel Steding aus der Staatskanzlei beantwortet. Denn dem Jungen von der Jade war aufgefallen, dass auf den niedersächsischen Kinderseiten ein Hinweis darauf fehlte, dass es nicht nur die Regierungsparteien, sondern auch die Opposition gibt. Letztere wurde aber unter den Stichwörtern “Demokratie und Staat” nicht erwähnt.

Begeistert von der schnellen Antwort schob der 13-Jährige eine zweite Frage nach. Er erkundigte sich bei Axel Steding, warum in manchen niedersächsischen Orten die Nachfrage nach Plätzen an Integrierten Gesamtschulen (IGS) größer ist als das Angebot.

Auch darauf bekam der Junge von der Jade eine schnelle Antwort. Die Staatskanzlei teilte mit, sie habe diese Frage an das Kultusministerium weiter geleitet. Sobald sich die Ministerin geäußert habe, bekomme der 13-Jährige eine weitere Mail.

Allerdings hat Elisabeth Heister-Neumann schon als niedersächsische Justizministerin Bürgeranfragen ignoriert - und auch als Kultusministerin nimmt sie sich von Montag bis Freitag offenbar lieber etwas anderes vor als jene Neunjährige, die unbedingt zur Schule gehen muss.

Da jede und jeder in diesem nördlichen Bundesland weiß, dass die CDU Integrierte Gesamtschulen eher duldet als fördert, erweist sich diese Ministerin als linientreu: Schon als Justizministerin hat sie als Fehlbesetzung gegolten…Und ein 13-Jähriger aus Wilhelmshaven lernt ganz nebenbei, was er weder auf den niedersächsischen Internetseiten für Kinder noch in der Schule lernt: Unbequeme Fragen werden nicht beantwortet. Dieser Hinweis fehlt unter “Demokratie und Staat” ebenso wie immer noch die Opposition.

Die Kinderseiten

4. September 2008
Telefonabzocker werden immer dreister

Und wieder eins auf die Zwölf! Mein Telefon klingelt, das Display zeigt „Außerhalb“ an, es meldet sich eine Männerstimme. Die spricht angeblich für ein Unternehmen mit dem Namen „Super 12“ und teilt mir mit, dass meine Teilnahme an einem Gewinnspiel am 31. Dezember 2008 ende. Für diese Zeit bekomme ich nach seinen Angaben eine Geld-zurück-Garantie. „Das ist doch toll?“ fragt die Männerstimme.

In diesem Augenblick finde ich aber am Tollsten: Ich kenne diese Firma gar nicht, habe mich dort also auch nie für ein Gewinnspiel angemeldet. Doch ich lasse die Männerstimme weiter reden.

Die ist inzwischen bei möglichen Gewinnen in den nächsten Monaten angelangt. „Gewinnen Sie nicht, bekommen Sie Ihre 55 Euro zurück“, fügt sie hinzu und schon holt sie den Datenklau-Hammer heraus.

„Bestätigen Sie doch bitte noch einmal Ihre Bankleitzahl“, will sie mir das erste Geheimnis entlocken. „Nö“, antworte ich und lege auf.

Wie viele Angerufene werden auf diesen Trick hereinfallen und sich demnächst über Abbuchungen von ihrem Konto wundern? Besser ist: Dieser Männerstimme jede weitere Telefonverbindung verweigern und feststellen: Die Politikerinnen und Politiker diskutieren über dieses Problem, die Abzocker werden immer dreister…



"Letzte Aufforderung" reiht sich an "letzte Aufforderung". Foto: Tjaden

27. Januar 2009
Wunschlotto: 62 letzte Aufforderungen bis zum Jackpot?

„Welches Schweinderl hätten S' denn gern?“ hat Robert Lembke von 1955 bis 1958 und von 1961 bis 1989 337 Mal zum heiteren ARD-Beruferaten eingeladen. Die Sendung gibt es nicht mehr - dafür im Internet aber nicht immer heiteres Firmennamen-Raten. Motto: „Wie heißen Sie denn heute?“

Regie führt ein Glücksspielunternehmen. Der Name: Wunschlotto. Das Versprechen auf den Internet-Seiten: „Jetzt. Ohne Risiko. 100 Prozent gratis. Testen.“ Verschwiegen wird auf der Eingangsseite: Die kostenlose Testphase endet nach 14 Tagen, kündigt man nicht, kommt nach Auffassung von Wunschlotto ein Vertragsverhältnis zustande, das sich nach sechs Monaten wiederum um sechs Monate verlängert.

Verbraucherzentralen warnen schon lange vor solchen Fallen im Netz und raten zu eingeschriebenen Kündigungen, sobald die erste Mahnung ins Haus flattert. Manchmal sind es auch mehr. Wie am 12. April 2007: Heinz G. aus Wilhelmshaven fischt aus seinem Briefkasten drei Briefe von einer Anwaltskanzlei aus Mannheim. Dabei handelt es sich jeweils um eine „letzte außergerichtliche Zahlungsaufforderung“. Daran ist der Wilhelmshavener bereits gewöhnt: Einen Monat zuvor waren es vier Mahnungen an einem Tag. Gläubigerin ist die Awanda Media GmbH. Und der Firmensitz? Wird nicht verraten. Die Hauptforderung: 52 Euro.

Der erste Satz des Schreibens lautet: „Wir zeigen an, dass wir nunmehr die oben genannte Gläubigerin anwaltlich vertreten.“ Gedroht wird mit einem gerichtlichen Mahnverfahren, finanzielles Entgegenkommen signalisiert die Anwaltskanzlei mit einer Ratenzahlungsvereinbarung. Heinz G. aber zahlt nicht: „Hätte ich die erste Rate gezahlt, hätten sie mich wirklich vor Gericht zerren können.“

Der Wilhelmshavener macht dies: Er bittet den Absender der „letzten außergerichtlichen Zahlungsaufforderung“ um Aufklärung, denn: Der Name Awanda Media GmbH sagt ihm nichts. Eine Antwort bekommt er nicht. Statt dessen: am 17. Mai 2007 einen Vergleichsvorschlag. Der lautet: „Gegen Zahlung des hälftigen Forderungsbetrages wird die Angelegenheit abgeschlossen.“ Es folgt: wieder die Androhung gerichtlicher Schritte. Monate gehen ins Land. Die Zahl „letzter Aufforderungen“ ist mal kleiner, mal größer. 62 sind´s inzwischen.

Ende 2008 bekommt Heinz G. einen Anruf. Gefragt wird er von einer weiblichen Stimme, wann er die Forderung von Wunschlotto begleiche. „Gar nicht“, antwortet der Wilhelmshavener und will endlich wissen, wann er bei Wunschlotto mitgespielt haben soll. „Im Jahre 2004“, antwortet die weibliche Stimme. Heinz G. fordert Beweise. Bekommt er nicht. Dafür: am 27. Januar 2009 eine „3. Aufforderung“, abgeschickt von einem Inkassobüro aus Harthausen. Die Gläubigerin heißt jetzt: Sparschwein AG mit Sitz in Regensburg.

Heinz G. googelt zu der Awanda Media GmbH und findet heraus: Die ehemalige und die aktuelle Gläubigerin haben ihren Sitz in der gleichen Straße, auch die Hausnummer ist identisch. Aber: Die Sparschwein AG heißt schon nicht mehr so, Rechtsnachfolgerin ist die Demekon Entertainment AG.

Das Schreiben des Inkassobüros aus Harthausen beginnt wieder mit einem Angebot zu einer „außergerichtlichen Lösung“. Der nächste Satz lautet: „Bekanntlich schulden Sie unserer Mandantschaft…“ Danach soll es für Heinz G. ein wenig ungemütlich werden: „Da Ihre Akte nunmehr zur Beantragung eines Mahnbescheides bereit liegt…“

Immerhin: Eine Wunschlotto-Akte hat der Wilhelmshavener schon. „Sechs Richtige wären mir lieber gewesen“, sagt Heinz G. und denkt darüber nach, ob er nicht derjenige sein sollte, der gerichtliche Schritte einleitet. Aber: „Wie wird das Geld eintreibende Unternehmen dann heißen?“

20. Februar 2009
Ab ins Kinderheim und zur Pornoindustrie?

Mit den schlimmen Zuständen, die es in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren in vielen Kinderheimen gegeben hat, beschäftigt sich zurzeit ein Runder Tisch unter Vorsitz von Antje Vollmer. Eingesetzt worden ist er vom Deutschen Bundestag. Warum mit der Aufarbeitung der Heimgeschichte so lange gewartet wurde, ist ein Rätsel, denn was in einigen Heimen los war, wusste die Öffentlichkeit auch schon vor 40 Jahren. Viele hörten allerdings einfach nicht zu, taub stellten sich auch die Kirchen als Trägerinnen solcher Einrichtungen. Nicht einmal ein Roman, der vor 30 Jahren verfilmt wurde, änderte daran etwas.

Auch heute sind wieder Vorwürfe an Jugendämter, Familiengerichte und Kinderheime an der Tagesordnung. Wer darüber schreibt, muss aufpassen. Die Behörden verweigern meistens jede Mitarbeit bei Recherchen, die Betroffenen stellen oft genug Vermutungen an, die einer Überprüfung nicht standhalten. Darunter leiden alle, die wirklich Schlimmes erleben.

Ein Beispiel für Geschichten, die aktuell im Internet kursieren, sieht so aus (mail-Betreff "Heime und Porno": Kinderheime arbeiten mit der Pornoindustrie zusammen. So soll es eine Mutter geben, deren Töchter in einem Heim leben. Eines Tages trifft sie Bekannte, die ihr mitteilen: „Wir haben Nacktfotos von deinen Töchtern im Netz gefunden.“ Das erzählt sie einem Dritten, der mit Recherchen beginnen will.

Das soll wahr sein? Wenn dem so wäre, warum hat sich dann diese Mutter bei ihren Bekannten nicht sofort erkundigt, wo diese Bilder im Internet versteckt sind? Und warum ist sie nicht anschließend zur Polizei gegangen? Welche Mutter würde das nicht tun?

20. Februar 2009
Bertelsmann hat immer noch diesen Gewinnspielpartner

„Sie sind doch schon so lange Club-Mitglied bei Bertelsmann. Dafür möchten wir uns bei Ihnen mit einem neuen Buchangebot bedanken“, hat sich bei mir soeben eine weibliche Telefonstimme gemeldet. Der Gesprächs-Rest wurde fast ausschließlich von mir übernommen, dazu gehörte auch die Mitteilung, dass ich am 10. Februar 2009 meine Club-Mitgliedschaft gekündigt habe. Bestätigt worden sei diese Kündigung aber noch nicht. Begründet wurde dieser Schritt von mir gegenüber Bertelsmann so:

Die haben in Hamburg einen Gewinnspielpartner. Angeblich machte dort meine inzwischen 79-jährige Mutter mit. Bereits im August 2008 warnte ich deshalb in einem Internet-Artikel vor diesem Unternehmen aus Hamburg. Bei diesem Gewinnspielservice forderte ich ebenfalls am 10. Februar 2009 das Geld zurück, das meine Mutter eingezahlt hat. Ich wies ausdrücklich darauf hin, dass ich der älteste Sohn bin und im Auftrag handele.

Eine Antwort bekam aber nicht ich, sondern heute meine Mutter. Der Inhalt: „Vielen Dank für den Hinweis, dass Ihr Gewinn aus der Verlosung der Firma…nicht bei Ihnen angekommen ist.“ Darauf hatte ich aber gar nicht hingewiesen. Dass etwas bei meiner Mutter nicht angekommen sein soll, wusste ich zudem gar nicht.

Aus diesem Schreiben an meine Mutter erfuhr ich aber noch mehr: Der Gewinn (eine Dining Card) soll bereits am 28. September 2007 abgeschickt worden sein. Dazu muss man wissen: Im ersten Vierteljahr der Mitgliedschaft gewinnt bei diesem Hamburger Unternehmen jeder etwas: solche Gutscheine, Perlenketten…

Danach kommt nichts mehr. Das bestätigt Bertelsmann sogar noch. Berichtet jemand, der vor einigen Monaten als Club-Mitglied angerufen worden ist. Eine männliche Telefonstimme machte die bisherige Teilnahme schlecht und warb für eine bessere Möglichkeit. Als sich der Angerufene darüber wunderte, dass ein Unternehmen eigene Angebote schlecht macht, lautete die Antwort: „O. k. Dann gewinnen Sie eben nie etwas…“

Sollten Bertelsmann und sein Gewinnspielpartner nun behaupten, bei diesem Anruf handele es sich um einen schlechten Scherz einer anderen Firma, dann soll mir einmal jemand das erklären: Dass dies geschehen ist, steht ebenfalls seit August 2008 im Internet. Die Presseabteilung von Bertelsmann ist von mir darauf hingewiesen worden…

13. Februar 2009
Betr. Kohlekraftwerke: Bald viele Schwertransporte quer durch die Stadt?

Die Berner Kraftwerke (BKW) haben von einer Berliner Bürgerinitiative jüngst einen Preis bekommen. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen wegen besonders großer Rücksichtslosigkeit bei der Zerstörung der Umwelt. Und schon schweift der Blick zur Nordsee: In Wilhelmshaven wird ein Kohlekraftwerk gebaut, die BKW sind daran beteiligt.

Echt krass ist aber auch: An der Jade gibt es bereits ein Kraftwerk. Dort ist im Januar 2009 der Ständer des Generators geschmolzen. So ein Teil wiegt und bereits vor dem Transport ist die Vermutung geäußert worden, dass die Straßen und Brücken, die auf kürzestem Wege zu diesem alten und demnächst auch zum zweiten Kraftwerk führen, den nötigen Schwertransport nicht aushalten werden. Ist so, stellten Fachleute schließlich fest.

Ein paar Stunden muss man anschließend wohl gegrübelt haben, wie man den Ständer dorthin bekommt, wo er hingehört. Über den Deich hieven, soll jemand vorgeschlagen haben. Dieses Vorhaben ist aber wieder verworfen worden. Blieb: Ein Transport quer durch die Stadt. Dafür waren zwei Anläufe nötig, beim zweiten dauerte es Stunden, sogar noch zu mitternächtlicher Stunde lockte dieser Transport Schaulustige und Hobbyfotografen an.

Nun also wird ein zweites Kohlekraftwerk gebaut. Wenn es da erst um die Innereien geht, dürften ähnliche Probleme auftauchen. Müssen sich die Wilhelmshavenerinnen und Wilhelmshavener also irgendwann auf wieder kehrende Schauspiele dieser Art einstellen?

Da fragt man sich doch glatt: Wer hat eigentlich beim Straßen- und Brückenbau, bei der Straßen- und Brückensanierung vergessen, dass es seit Jahrzehnten hinter dem Deich ein Kraftwerk gibt? Und bald ein zweites…

12. Februar 2009
Auch übel: Mobbing per elektronischer Post

„So leicht kann man mich nicht zum Narren halten“, hat mir gestern per mail eine gewisse Stefanie Evelyn D. mitgeteilt. Die Betreff-Zeile lautet „Ein Artikel von Ihnen.“ Hätte sie dort angegeben, welchen Artikel sie meint, hätte ich diese Nachricht ungelesen gelöscht.

22. August 2008: Im Internet veröffentliche ich einen Artikel über Mobbing an Schulen, schildere Fälle so, dass die Betroffenen nicht identifiziert werden können. Vorkommnisse, die mich erschrecken, finde ich auch im Portal www.schueler-gegen-mobbing.de. Der Name muss hier genannt werden, weil es im Netz nicht nur dieses Portal zum Thema gibt.

13. Januar 2009: Ich richte im Netz das Portal http://deutschehelden.blogspot.com ein und veröffentliche dort auch besagten Bericht vom 22. August 2008. Das teile ich sogleich dem Administrator der Mobbing-Seiten mit und bitte um Mitteilung, ob er damit einverstanden ist. Denn: Möglicherweise hält er sich gar nicht für einen Helden…Er antwortet, dass er begeistert ist.

Es vergehen ein paar Tage, dann klingen die mails von Alex anders. Plötzlich beschimpft er mich, hat immer mehr an meinem Artikel auszusetzen und stellt schließlich fest, dass ich mit meinem Bericht im Netz ein „Schlafmittel“ verbreitet hätte.

Nun reicht es mir: Ich teile Axel mit, dass ich den Artikel von meinen Seiten http://deutschehelden.blogspot.com wieder entferne. Das tue ich umgehend. Wieder bekomme ich eine mail von ihm. Die landet ungelesen im Papierkorb.

Und nun: Meldet sich Stefanie Evelyn D., sie teilt mir mit, dass sie all meine Seiten genau kontrollieren werde, den Artikel vom 22. August 2008 habe sie bereits kommentiert, dieser Kommentar sei aber noch nicht veröffentlicht worden. Dafür kann ich nichts, der August-Bericht ist in einem Portal erschienen, das von anderen gemacht wird. Ich schreibe als Redakteur lediglich für dieses Portal. Dort werden alle Kommentare veröffentlicht, vor der Freischaltung werden sie allerdings geprüft. Enthalten sie Beschimpfungen, erscheinen sie nicht. Und das ist gut so.

Bis heute übersehen haben Alex und Stefanie Evelyn D., dass ich auch am 26. September 2008 einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht habe. Dort stelle ich beispielsweise den Hamburger Verein „Klima“ vor. Auch von diesem Verein werden Fälle geschildert, die denen auf http://www.schueler-gegen-mobbing.de sehr ähneln.

Nur: Die verschicken keine mails an mich - mobben also nicht selbst…

10. Februar 2009
Warum hat Bertelsmann solch einen Gewinnspielpartner?

Der Club
Bertelsmann

33300 Gütersloh

10. Februar 2009

Mitglieds-Nummer ........

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin seit vielen Jahren Mitglied des Bertelsmann-Clubs. Jetzt aber muss ich meine Mitgliedschaft kündigen.

Mit großer Verwunderung habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass Sie mit folgender Firma zusammenarbeiten: Der Club Gewinnspielservice, Danziger Straße 35 a, 20099 Hamburg.

Meine 79-jährige Mutter soll dort Mitglied geworden sein (Mitglieds-Nr. ......). Jetzt ist es zu einer Kündigung gekommen, weil nach dem Tod meines Vaters das Girokonto abgewickelt wird.

Ich habe den Gewinnspielservice bereits aufgefordert, bis Freitag, 13. Februar 2009, alle gezahlten Beträge zurück zu erstatten. In diesem Zusammenhang habe ich darauf hingewiesen, dass ich als Redakteur bereits über diese Firma berichtet habe, und zwar vor einem Dreivierteljahr. Auch den Bertelsmann-Club wies ich darauf hin, dass diese Firma nicht seriös arbeitet.

Mein Bericht führte inzwischen zu 74 Reaktionen. Alle berichteten das Gleiche: Als Mitglied des Bertelsmann-Clubs wird man angerufen und zu einem Mitspiel überredet. Das klappt so: Versprochen wird ein garantierter Gewinn. Bekomme man den nicht, gebe es das Geld zurück.

Monate später bekommt man einen zweiten Anruf. Dieses Mal wird behauptet, dass der bisherige Gewinnspielservice nichts bringe, es gebe von Bertelsmann inzwischen einen Besseren. Lehnt man einen Wechsel ab, wird man verhöhnt: „Dann gewinnen Sie eben nie etwas.“

Verwunderlich finde ich auch, dass Bertelsmann nicht einmal auf entsprechende Veröffentlichungen reagiert. Berichtet worden ist mir auch, dass bereits viele deshalb auch die Mitgliedschaft im Bertelsmann-Club gekündigt haben.

Sollte das Geld tatsächlich bis Freitag erstattet worden sein (ich habe dazu meine Konto-Nummer angegeben, weil sich wie gesagt das Konto meiner Eltern in Abwicklung befindet) und Sie mir nachvollziehbar versichern, dass Sie die Geschäftsbeziehung mit diesem Gewinnspielservice (der verschiedene Firmenadressen angibt) beenden, bleibe ich Club-Mitglied.

Aber nur dann.

Auch dieses Schreiben werde ich veröffentlichen. Es kann doch wohl nicht sein, dass ich erfahre, wie viele ältere Leute bereits von diesem Unternehmen über den Tisch gezogen worden sind!

Ich bitte Sie um sofortige Bestätigung, dass Sie diese mail bekommen haben. Eine Kopie geht an den Gewinnspielservice.

2. Februar 2009
Eine Frau muss Kardinal Ratzinger ablösen

Hat auch bei Ihnen gestern Abend der Teufel auf der Sofalehne gehockt? Roch es in Ihrer sonst so guten Stube ein wenig nach Schwefel, als Harry Potter zu Beginn des dritten Schuljahrs die schlechte Nachricht bekam, dass Sirius Black aus dem Gefängnis ausgebrochen ist?

Dann haben Sie die Warnungen eines Mitarbeiters von Kardinal Ratzinger in den magischen Wind geschlagen. Der stuft die fantastischen Geschichten von Joanne K. Rowling als „satanisch“ ein. Ob Sie den gestrigen Fernsehabend wieder gut machen können, sobald der Papst das nächste Mal seinen von allen Sünden befreienden Segen erteilt, ist noch eine offene katholische Frage.

Gehören Sie etwa auch zu den Zeitgenossen, die spätestens im Geschichtsunterricht gelernt haben, dass Hitler und seine Verbrecherbande mehrere Million Juden vergast haben?

Dann haben Sie die Erkenntnisse eines zweiten Mitarbeiters von Kardinal Ratzinger noch nicht begriffen. Der weiß, wie man Menschen umbringt. So jedenfalls nicht: mit zu niedrigen Schornsteinen und undichten Türen.

Kardinal Ratzinger behauptet übrigens, er sei inzwischen Papst Benedikt XVI. geworden. Das kann nur ein Irrtum sein. Schon vor Jahrzehnten hat der hannoversche Kabarettist Dietrich Kittner davor gewarnt, dass Günter Wallraff sich eines Tages als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche verkleiden könnte, um so an das Tageslicht zu bringen, was hinter den Mauern des Vatikans so alles möglich ist.

Wären die katholische Kirche und die Zeugen Jehovas politische Parteien, stünde längst die Frage im Raum, ob die obersten Katholiken die Wachtturmgesellschaft rechts überholen wollen. Das auf jeden Fall könnte auch in jedem „Wachtturm“ stehen: Die Zerstörung von Abtreibungskliniken bei einem Hurrikan ist ein „göttliches Zeichen“. Auch das hat der katholische Harry-Potter-Gegner behauptet.

Als Ausweg bleibt vielleicht: Eine Frau wird Päpstin und leitet die katholische Kirche mit weiblicher Klugheit. Die Kleider, die Kardinal Ratzinger zurzeit trägt, werden ihr schon passen. Zu groß können sie ja nicht mehr sein…

15. Dezember 2008
Im Auftrag des Herrn Adrian

Die Anzeigenblätter „Guten Morgen Sonntag“ und „Neue Rundschau“ stapeln sich links neben der Eingangstür unter den Briefkästen. Gelegentlich blättert der Wind in der obersten Ausgabe und schnappt sich eine Beilage, die er bis zu einem geparkten Auto flattern lässt. Das ist eigentlich nicht zu übersehen und ganz und gar nicht im Sinne des Herausgebers in Person von Manfred Adrian, der auch die „Wilhelmshavener Zeitung“ montags bis samstags unter die Leute bringt. Motto „Das Beste am Morgen“.

An dem ein Mittvierziger unterwegs ist, von Tür zu Tür geht und klingelt. In der Hand hält er eine Liste. An dem Zeitungsstapel links neben der Eingangstür ist er unfallfrei vorbeigekommen, den herumflatternden Beilagen muss er elegant ausgewichen sein.

Er klingelt an der dritten Wohnungstür. Jemand öffnet.

„Ich komme von der Wilhelmshavener Zeitung“, sagt er. „Ich will Ihnen aber nichts verkaufen.“

Der Mieter atmet tief durch und wartet ab, was diesen Mann im Auftrag des Herrn Adrian an seine Wohnungstür getrieben hat.

Dies: „Ich wollte nur wissen, haben Sie gestern diese Zeitung bekommen?“

„Sie meinen ´Guten Morgen Sonntag´?“, denkt der Mieter an den Stapel links von der Eingangstür.

Da der Mittvierziger nicht mehr weiter weiß, hilft der Mieter nach: „Die liegt immer vor der Tür. Ich bringe Sie montags zum Papiercontainer.“

Der Mittvierziger macht ein Kreuz auf seiner Liste. Langsam kehrt bei ihm die Erinnerung zurück.

„Und die andere Zeitung?“
„Die liegt da auch immer herum.“

Diese Antwort des Mieters führt zu einem zweiten Kreuz auf der Liste des Mittvierzigers, der sich anschließend verabschiedet. Der Mieter schließt die Wohnungstür wieder und schmunzelnd denkt er: „Ich habe also an einer Umfrage teilgenommen.“

20. Dezember 2008
Von dummen Kindern, verletzten Möwen und einer beschäftigten Tierärztin

Fedderwardergroden. Die einen so blöd: Zwölf- bis 14-Jährige haben gestern Mittag Möwen mit Brotbrocken auf den Zebrastreifen beim Aldi-Markt gelockt. Die andere so beschäftigt: Eine in der Nähe wohnende und arbeitende Tierärztin hat keine Zeit, sich um zwei verletzte Möwen zu kümmern. Sie steht am Herd und will ihn nicht verlassen.

Eine Frau aus Fedderwardergroden beobachtet Möwenschwärme, die auf einem Zebrastreifen Brotbrocken verschlingen. Wenige Minuten später radelt die Mutter zum Supermarkt, am Straßenrand stehen kleine Kinder, die verzweifelt um Hilfe für zwei Möwen bitten, die von Autos erfasst worden sind.

Elke L. hält an, setzt eins der beiden verletzten Tiere in den Fahrradkorb, ein Kind bringt die zweite Möwe. Wenige Minuten später ist die Fedderwardergrodenerin bei der Tierärztin, klingelt, öffnet die Haustür und ruft in den ersten Stock, dass sie schnelle Hilfe für zwei verletzte Möwen benötigt. Erst nach einem Wortwechsel verlässt die Tierärztin ihre Wohnung, holt aus der Praxis nebenan einen Karton, erscheint damit vor dem Haus. Die Möwen kommen in den Karton, dann verschwindet die Tierärztin wieder.

Elke L. radelt fassungslos davon. Sie hat getan, was sie tun konnte. Und die Tierärztin?

Heinz-Peter Tjaden

31. Dezember 2008
Auch in Wilhelmshaven: 2009 ist eine Sekunde länger

Die Nordsee wird immer wärmer. Das haben Klimaforscher festgestellt. Ins Wasser sprangen sie nicht. Ein möglicher Grund: 2008 sei gefühlt ziemlich kühl gewesen. Mit dieser Meldung endet das alte Jahr und im neuen Jahr sollen wir alle unsere Fähigkeiten nutzen. Dann kann uns die Krise nichts anhaben. Sagt Angela Merkel in ihrer vorab veröffentlichten Neujahrsansprache. Hoffentlich ist das nicht wieder ein Band aus einem der Vorjahre…

Keinen Grund zur Vorfreude auf 2009 hat die SPD. In Wilhelmshaven liegt sie sich fast so sehr in den Flicken wie die SPD in Hessen. Da gibt es keinen Klimawandel. Sollte Andrea Ypsilanti einen Umzug an die trotzdem immer wärmer werdende Nordsee erwägen, könnte man ihr also versichern: Parteipolitisch ändert sich nichts! Demnächst die Hälfte der SPD-Mitglieder hat hier zu Stadt ein Parteiordnungsverfahren am Hals. Dafür reicht schon eine leicht abweichende Meinung von der Meinung jener Herren, die auf das 70. Lebensjahr zusteuern. Also Erfahrung in solchen Dingen haben.

Aber es gibt auch etwas Gutes: 2009 ist eine Sekunde länger als 2008. Da sich die Erde immer langsamer dreht, wird die Uhr nach Mitternacht für eine Sekunde angehalten. In der Zeit kann man zwar nicht den Austritt aus der SPD erklären, aber versuchen könnten es alle, die ihren Kopf nicht nur dazu nutzen, um dergestalt in die Nordsee zu springen. Ob die Zeugen Jehovas nach dem Klimawandel auch diese Verlangsamung als Zeichen des Endes werten, werden wir nächstes Jahr in "Wachtturm" und "Erwachet" nachlesen können.

In dem Unsinne: Guten Rutsch wünscht www.2sechs3acht4.de

1. Januar 2009
Aus dem Tagebuch einer internetten Zeitung

Leben war schon immer lebensgefährlich - auch wenn man nach dem Aus für ein Printmedium im Internet weiter macht. Das ist für www.2sechs3acht4.de nun fast vier Jahre her. Zu Presseterminen der Stadt Wilhelmshaven werde ich allerdings immer noch nicht eingeladen, auch auf den städtischen Internet-Seiten taucht die internette Zeitung vom Jadebusen nicht auf. Stadtsprecher Arnold Preuß hat das einmal so begründet: „Was Sie machen ist kommerziell.“ Ob ich daraus schließen solle, dass die Lokalzeitung gemeinnützig sei, ist eine unbeantwortete Frage geblieben.

Im Laufe der Jahre sind auf www.2sechs3acht4.de Meldungen erschienen, die nicht nur für die Stadtväter unangenehm waren. Als es schon mehr als ein Verdacht war, dass der Oberbürgermeister hinter einer Lärm-Beschwerde steckte, die 300 Arbeitsplätze gefährdete, bekam das Stadtoberhaupt bei einer Neujahrsansprache einen Wutanfall. Widerlegt hat er diese Nachricht nie.

Ähnlich erging es dem Verleger der „Wilhelmshavener Zeitung“, der seinen Anwalt vorschickte, um kritische Anmerkungen über Gegenwart und Zukunft des Lokalblattes wieder aus dem Netz zu bekommen. Gelang ihm nicht.

Zwischenzeitlich wollte sich einmal der Deutsche Journalisten-Verband um derlei kümmern. Tat er aber nicht. Aber es ist durchaus eine interessante Frage: Hat ein Redakteur einer Internet-Zeitung die gleichen Rechte wie Redakteure von Printmedien?

Die jüngste Klageandrohung gegen www.2sechs3acht4.de ist zwar erst wenige Wochen alt, aber die ist derart durchgeknallt, dass wohl sogar die Anwältin des potenziellen Klägers von juristischen Schritten abgeraten hat.

Auch Irrtümer sind in der internetten Zeitung vom Jadebusen verbreitet worden. So rechnete Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Interview mit einem Baugeginn für den JadeWeserPort in 2005. Die Bauarbeiten begannen drei Jahre später. Aber immerhin: Sie haben begonnen.

Das ist an der Jade keine Selbstverständlichkeit…Wie positive Reaktionen des Jobcenters bei Anträgen auf Förderung. "Das hat hier noch nie jemand versucht", lautete der Beschluss. Der Hinweis, dass man solche Seiten über google-Anzeigen finanzieren könne, wurde schnell wieder vom Tisch gewischt.

16. Januar 2006
Kindeswohl: Ich erinnere mich nicht daran, was ich vergessen habe

Es ist nicht zu fassen - er ist nicht zu fassen: Nach diesem Motto gibt es inzwischen einen schwunghaften Handel von Behörden und so genannten Experten mit Artikeln des Wilhelmshavener Journalisten Heinz-Peter Tjaden.

Da gibt es einen Gutachter aus Duisburg, der auch in ferne Länder reist, um dort einen Doktortitel zu erhaschen, den er aber nicht bekommt, weil seine Arbeit dort zu Lande wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügt - aber das muss man in Deutschland nach seiner offensichtlichen Auffassung nicht an die große Glocke hängen, da hängt man doch besser diesen angeblichen Doktortitel zu den anderen, die man schon hat.

Da dieser Gutachter um die 300 Jahre alt sein müsste, wenn er all die Kinder begutachtet hätte, die er begutachtet haben will, kommt man in diesem hohen Alter auch noch auf die verzeihliche Idee, der Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach die Recherchen von Heinz-Peter Tjaden in die juristischen und strafenden Hände zu drücken. Doch was macht die? Legt die Hände in den Schoß - als sei Mönchengladbach nicht schon gebeutelt genug mit einem Jugendamt, das mit des Gerichtes Hilfe über einen Vater die Behauptung in die Welt setzt, er habe seine Tochter sexuell missbraucht. Und schwupps - ist das Mädchen im Schloss Dilborn. Dort zu Brüggen reißen so oft Heimkinder aus, dass die Behörden nur hoffen können, dass die bei der nächsten Volkszählung nicht als Durchreisende durch das Statistik-Sieb fallen, während das Schloss Dilborn behauptet, es gebe mehr als eine 1 : 1-Betreuung für die lieben Kinderlein. Wenn jetzt auch noch diese Betreuer nicht mitgezählt werden bei der nächsten Erhebung - dann verschwindet Brüggen vielleicht sogar noch von der Landkarte.

Und schon wird Heinz-Peter Tjaden ganz Groß-Gerau. Dort wohnt ein zehnjähriger Junge, der seit eineinhalb Jahren nicht zur (Regel-) Schule darf. Das liegt nun nicht daran, dass der Kleine hin und wieder von Lehrkräften eingesperrt und auf dem Schulhof verhauen worden ist - das liegt an der Mutter. Die hat sich Sorgen gemacht. Ist aber gar nicht nötig. Schließlich gibt es das Schulamt. Mit Sitz in Rüsselsheim. Dort ist der Wein so gut wie jene Mitarbeiterin, die des Redakteurs Fragen bis heute nicht beantwortet hat. Wie der Bürgermeister von Groß-Gerau. Und das Heim, in dem der Junge zur Schule gehen soll.

Hinterrücks beantwortet werden die Fragen von Heinz-Peter Tjaden aber doch. In Beschwerden an Behörden. Jetzt an das Verwaltungsgericht in Darmstadt. Fast alles nicht wahr, schreibt besagte Schulamts-Mitarbeiterin über das Interview, das der Redakteur mit dem Jungen geführt hat. Nie und niemals habe sie damit gedroht, dass dieser Junge eines Tages in einer Schule landen könne, die noch weiter weg sei als die Heim-Schule in Hofheim, so dass die Eltern ihr Kind nicht mehr sehen könnten. Hat sie nicht - sie hat statt dessen: „…versucht, deutlich zu machen, dass eine Unterbringung im Vincenzhaus und der angeschlossenen Heimschule derzeit die beste Alternative sei, da an eine Regelbeschulung nicht zu denken sei und alle anderen stationären Einrichtungen weiter entfernt seien.“ Beigefügt hat sie das Interview mit dem Zehnjährigen.

Doch Heinz-Peter Tjaden hat noch einen. Diesen Satz der Rüsselsheimerin: „Soweit ich mich erinnere, hat die Richterin im Rahmen der Erörterung nicht mit einem Entzug des Sorgerechts gedroht; sie mag das eventuell angesprochen haben…Und schon klammert sie sich in Klammern an diese Möglichkeit: „Auch daran erinnere ich mich zumindest nicht.“ Bleibt das Rätsel: Wie eigentlich kann eine Schulamtsmitarbeiterin mitentscheiden, wie die Zukunft eines Zehnjährigen aussehen soll, damit sich Vergangenes nicht wiederholt, wenn ihr jedes Erinnerungsvermögen fehlt?

Heinz-Peter Tjaden, der einen Verein ins Leben gerufen hat, der derlei Amtsgebaren mit einem Kindesunwohl-Preis auszeichnen will, laufen die Kandidaten geradezu in Scharen in die Arme: Jugendamt in Mönchengladbach, Jugendamt in Stuttgart (dort begleiten Polizeibeamte inzwischen Besuchstermine von Eltern mit schusssicheren Westen) und jetzt das Schulamt in Rüsselsheim. Da der Gutachter aus Duisburg auch in höchsten Jahren noch sehr fit zu sein scheint, könnte auch er Ansprüche auf diesen Preis erheben. Notfalls bei der Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach…

Kulturelles

4. Dezember 2008
Schon vor Uraufführung: Zwei Meinungen über Albertz-Stück

„Terroristen-Pfarrer“ haben sie ihn genannt („Bild“-Zeitung), als am 27. Februar 1975 der Berliner CDU-Chef Peter Lorenz entführt wurde und das „Kommando 2. Juni“ darauf bestand, dass er die frei gepressten RAF-Häftlinge Horst Mahler, Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ingrid Siepmann, Rolf Heißler und Rolf Pohle auf ihrem Flug nach Aden begleitet, „Albertz - Mörder“ (Studentenplakat in Heidelberg) haben sie ihn genannt, als am 2. Juni 1967 in Berlin der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde.

In Bremen ist er am 18. Mai 1993 gestorben, in Wilhelmshaven kehrt er am 6. Dezember 2008 auf die Stadttheater-Bühne zurück: Heinrich Albertz, evangelischer Pfarrer und vom 14. Dezember 1966 bis zum 26. September 1967 Regierender Bürgermeister von Berlin. Wieder Leben eingehaucht hat ihm die Berliner Regisseurin Tine Rahel Völcker, die bei einem Besuch des Willy-Brandt-Hauses vor dem Bild dieses Sozialdemokraten stehen blieb und den Entschluss fasste, diesem Mann ein Theaterstück zu widmen. Gehör fand die 29-Jährige bei Georg Hess, seit zehn Jahren Stadttheater-Intendant in Wilhelmshaven, der ihr bereits einen Auftrag für eine Inszenierung gegeben hatte.

„Das wird ein spannender Abend“, verspricht Dramaturg Marc-Oliver Krampe nicht nur dem Premierenpublikum. Denn: „Das Thema ist zeitlos. Es geht um Spielregeln und um Kompromisse, die man machen muss.“ Großartig an Heinrich Albertz findet der 38-Jährige aus dem Ruhrpott: „Er hat Fehler eingestanden.“ Nicht nur das: Sie haben ihn ein Leben lang verfolgt.

Pfeifenraucher sind gemütliche Leute, sagt man, doch im Leben von Heinrich Albertz ist es oft turbulent zugegangen. 1915 in Breslau geboren, wuchs er in einem strengen Elternhaus auf, mit dieser Erziehung verbunden war ein derart konservatives Bild von der Geschlechterrolle, dass er seinen Sohn Rainer anrief, bevor er sich im März 1975 ins Terroristen-Flugzeug setzte: „Mein Vater wollte, dass ein Mann im Haus ist und meine Mutter tröstet.“

Rainer Albertz und seine Schwestern haben das Stück gelesen, das in Wilhelmshaven uraufgeführt wird: „Der Intendant hat das Manuskript meiner Schwester Ilsebill zugeschickt.“ Diese Post sei für die Familie überraschend gekommen, denn: „Frau Völcker hat mit niemandem von uns gesprochen.“ In dem Drama nicht wieder erkannt hätten sie ihre Mutter, für ihren Vater gelte: „Der Weg von einem idealistischen Außenseiter zum Machtmenschen ist einigermaßen zutreffend beschrieben, wenn auch in einer völlig fremdartigen sprachlichen Diktion.“

Als Heinrich Albertz von dem Flug nach Aden zurück kehrte, hatten ihn die Strapazen gezeichnet, Alpträume plagten ihn, diese Bilder wurde er nicht wieder los: Verhandlungen mit den Gefangenen im Frankfurter Flughafen, die Landung der Boeing 707 im Sand, weil die Landebahn im Südjemen gesperrt war, die schier endlosen Verhandlungen und schließlich die Freilassung von Peter Lorenz.

Auch andere Bilder wurde Heinrich Albertz nie wieder los: Der Staatsbesuch des Schahs von Persien in Berlin am 2. Juni 1967 und wenige Stunden später ein Student, der sterbend auf dem Pflaster liegt, eine Frau, die sich über den tödlich Verletzten beugt und später berichtet: „Die Polizisten haben geprügelt wie blöd.“ Da hat Heinrich Albertz mit dem Schah in der Oper gesessen. Das verzieh er sich nie: „Als die Pro-Schah-Demonstranten über die Anti-Schah-Demonstranten herfielen, hätte ich eingreifen müssen.“ Statt dessen übernahm er die Sprachregelung des Polizeipräsidenten und glaubte an Notwehr.

Das nahm er auf seine Kappe, als ein Untersuchungsausschuss dem Senat und der Polizei Fehler bescheinigte. Heinrich Albertz trat zurück und kehrte in seinen Beruf als evangelischer Pfarrer zurück. 1979 wurde er pensioniert. 1986 zog er mit seiner Frau in ein Altenwohnheim in Bremen und machte Gefängnisbesuche bei ehemaligen RAF-Terroristen. Ein weibliches RAF-Mitglied kam 1993 sogar zu seiner Beerdigung.

Das war nicht sein letzter Vorhang, am 6. Dezember um 20 Uhr hat er sich wieder für Heinrich Albertz im Stadttheater Wilhelmshaven geöffnet. Die dritte Vorstellung gibt es am 31. Januar. Anschließend geht vielleicht der Wunsch von Dramaturg Marc-Oliver Krampe in Erfüllung: „Wir wollen mit diesem Stück raus aus Wilhelmshaven.“ Dieses Stück sei so gut, es müsse überall gezeigt werden.

Womit Rainer Albertz nicht ganz einverstanden wäre. Ob seine Schwestern und er sich das Drama ansehen werden, weiß er noch nicht: „Wenn, dann im Januar.“ Noch meint er: „Zum Glück liegt ja Wilhelmshaven am Rande der Republik.“ Gegen die Aufführungen protestieren werde die Familie aber nicht: „Dazu ist das Stück zu schwach.“ Was sich der 65-Jährige gewünscht hätte, wäre: „Eine tiefer gehende Würdigung dieses tragischen Falls von Idealismus, Hochmut, politischer Verblendung, Schuld, Intrige, Schuldeingeständnis und Läuterung.“

Freitag, 20. März 2009

Vermischtes

27. Februar 2009
Auf der CeBIT: Unverwechselbare Ledertaschen von Bree

Diese Gründungsgeschichte klingt wie ein Märchen: Ein junger Mann macht sich 1970 mit 8 000 Mark in der Tasche auf den Erfolgsweg, seine Idee: Taschen aus unbehandeltem braunem Ziegenleder, grob zusammengenäht, einfach: unverwechselbar.

Der Fachhandel ist jedoch nicht begeistert, also: Diese Taschen muss Wolf-Peter Bree erst einmal selbst verkaufen. Oder sich Verkäufer suchen. Wie 1983. Da ist der 28-Jährige aus dem Landkreis Hannover in Frankfurt. Dort findet eine Produktmesse statt. Wolf-Peter Bree lernt einen Handelsvertreter für Regenschirme kennen. Der ist dermaßen begeistert von den Bree-Taschen, dass er sie mitnimmt in die Schweiz. Heute gibt es auch im Land der Eidgenossen Bree-Shops.

In seiner Freizeit frönt Jungunternehmer einer Leidenschaft: Er jagt hinter dem runden Fußballleder her. Gehört in Burgdorf bei Hannover einer Prominentenmannschaft an, die sich Heeßel Sexcks nennt. Auch 1996 nimmt er sich Zeit für ein Spiel. Und fällt als 51-Jähriger tot um. Herzinfarkt. Diese Nachricht schockt nicht nur die Kleinstadt, denn Wolf-Peter Bree hat nie den Erfolgsmenschen hervorgekehrt.

Auch heute noch gehört Bree mit Firmensitz in Isernhagen bei Hannover zu den kreativen und innovativen Firmen. Bewiesen wird das auf der CeBIT (3. Bis 8. März) in Halle 26 am Stand A70. Das Standmotto lautet „niedersachsendesign“. Vertreten sind dort auch Unternehmen wie die Porzellanmanufaktur Fürstenberg, der Textilhersteller Nya Nordiska aus Dannenberg, der Möbelhersteller Wilkhahn aus Bad Münder und der Elektronikkonzern Sennheiser aus der Wedemark.

27. Februar 2009
NABU: Energiekonzerne wollen sich "schlanken Fuß" machen

Berlin. Der NABU kritisiert, dass die Bundesregierung die Risiken aus der Abtrennung und unterirdischen Speicherung von CO2 von den Kraftwerksbetreibern auf die Gesellschaft abwälzen will. „Die großen Energiekonzerne wollen weiter Kohle verbrennen, das dabei entstehende CO2 unter die Erde pumpen - und sich dann einen schlanken Fuß machen“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Es dürfe nicht sein, dass die Verantwortung für alle potenziellen Folgeschäden der so genannten CCS-Technologie schon nach wenigen Jahren auf die Allgemeinheit übergehe. Der heute bei einer Anhörung zur Diskussion gestellte Gesetzentwurf sehe für die Energiekonzerne weder eine langfristige Verantwortung noch einen Haftungsfonds für später entdeckte Folgeschäden vor.

Außerdem kritisiert der NABU die unzureichende Berücksichtigung anderer öffentlicher Belange im Gesetzentwurf.

„Wenn über die Genehmigung von CO2-Speichern entschieden wird, dürfen konkurrierende Nutzungen wie Erdwärme oder der Grundwasserschutz nicht zurückstehen“, fordert Tschimpke. Keinesfalls dürfe es einen automatischen Genehmigungsanspruch für unterirdische CO2-Deponien geben, nur weil der Investor alle Unterlagen vorgelegt habe.

Unbefriedigend sei, dass durchweg klare Grenzwerte wie z. B. für Verunreinigungen des Kohlendioxids fehlten.

„Wenn dann alle Bewertungen, Genehmigungen und Kontrollen in das Ermessen allein der Bergbehörden fallen, drohen Umwelt- und Naturschutz zu kurz zu kommen“, fügt der NABU-Präsident hinzu.

Stattdessen brauche es eine starke Beteiligung der Umweltverwaltung auf Landes- und Bundesebene.

„CCS macht nur Sinn, wenn es dem Klimaschutz dient und wirklich sicher ist“, endet die NABU-Stellungnahme.

25. Februar 2009
Grün ist Trumpf bei der CeBIT in Hannover

Hannover. 3. bis 8. März, CeBIT in Hannover, eine Messe, die unter großem Konkurrenzdruck steht und längst nicht mehr jeden Trend setzt. Dennoch planen immer noch viele einen Rundgang. Der führt auch an drei niedersächsischen Gemeinschaftsständen vorbei. Dort präsentieren sich mittelständische Firmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen.

Auf dem Gemeinschaftsstand "Innovationsland Niedersachsen", den das Wirtschaftsministerium, das Wissenschaftsministerium und das Innenministerium gemeinsam organisieren, sind 29 Aussteller vertreten. Die Hochschulen beteiligen sich mit 18 Exponaten, die einen Überblick über Innovationen aus den Forschungsfeldern der Hochschulen geben. Hier werden innovative Projekte der Einrichtungen und Fachbereiche aus den Bereichen Green-IT, Software Engineering und Multimedia-Systeme vorgestellt.

Die Exponate greifen zentrale Themen der CeBIT und aktuelle Probleme des Alltags auf. OFFIS, das Institut für Informatik, zeigt Innovationen aus dem Bereich Green-IT. Unter dem Motto: "Schon gewusst? Ein Suchmaschinenbetreiber verbraucht genauso viel Strom wie 27 Millionen Kühlschränke", stellt OFFIS ein energieeffizientes Rechenzentrum vor.

Die Göttinger Georg-August-Universität zeigt mit dem Projekt "LinTim" die Optimierung der Planung des öffentlichen Verkehrs. Sie erforscht beispielsweise, welche Auswirkungen bestimmte Liniennetze auf Fahrpläne haben und wie resistent Fahrpläne gegen Verspätungen sind.

Der zweite Gemeinschaftsstand "IT@Mittelstand" in Halle 6, A38, soll ein Treffpunkt mittelständischer Entscheidungsträger sein. So stellt die Firma Christmann ihr Produkt TEO-X Generation 2 vor, das mit dem CeBIT PreView-Award 2009 ausgezeichnet worden ist. Christmann produziert Green-IT, also energiesparende Server und PCs. Das Konzept besteht darin, dass mit geringerer Komplexität, der Verwendung weniger Bauteile und Rohstoffe ein niedrigerer Energieverbrauch erreicht wird.

Green-IT ist auf der CeBIT 2009 ein besonderer Schwerpunkt. Der steigende Energieverbrauch und die knapper werdenden Ressourcen steigern die Bedeutung der Branche. Die Firma Relog-Lohn stellt ihre Serviceleistungen durch das Rechenzentrum für Lohn und Gehalt vor. Die Erstellung von Lohn- und Gehaltsabrechnungen erfordert immer mehr Zeit und Fachkenntnisse. Relog hilft die Lohnbuchhaltung ordnungsgemäß und zukunftssicher zu erstellen.

Die Landesinitiative Telematik organisiert den dritten Stand in Halle 15, D34. Er bietet Unternehmen und Hochschulinstituten auf 330 Quadratmetern die Möglichkeit, ihre Innovationen dem Fachpublikum vorzustellen. Das ITS (Intelligent Transport System) ist dabei der Themenschwerpunkt. Die Technische Universität Braunschweig stellt das Projekt "Stadtpilot" vor. Ziel ist die autonome Fahrt eines Autos auf dem Braunschweiger Stadtring. Das Szenario beinhaltet vielfältige Herausforderungen: Ampeln und Kreuzungen, Spurwechsel oder das Einfädeln in den fließenden Verkehr.

Auch die Firma Götting präsentiert ein Projekt für das Fahren ohne Fahrer. Automatisierte Nutzfahrzeuge sollen den innerbetrieblichen Transport übernehmen, da sie durch höhere Genauigkeit und Zuverlässigkeit weniger Unfälle verursachen.

Auf dem Rahmenprogramm steht am 4. März im NordLB-Forum die Veranstaltung "get-together@niedersachsen.de". Den thematischen Schwerpunkt bildet dabei das Thema eHealth. Die Gesundheitswirtschaft gilt als wachstumsstarke Branche, die aufgrund der anstehenden demographischen Entwicklung vor großen Herausforderungen steht. Der effiziente Einsatz von IT in der Gesundheitswirtschaft könnte ein Schlüssel zur Lösung dieser Herausforderungen sein. Zur Begrüßung wird der Niedersächsische Wirtschaftsminister Dr. Rösler sprechen. Im Anschluss ist eine Podiumsdiskussion geplant.

23. Februar 2009
Niedersachsen: Zahl der Verkehrstoten erstmals unter 600

Hannover (tj). Auf den Straßen von Niedersachsen sind im vergangenen Jahr 595 Menschen tödlich verunglückt. Damit lag die Zahl der Verkehrstoten erstmals seit Einführung der Unfallstatistik im Jahre 1950 unter 600. Darauf hat heute Innenminister Uwe Schünemann vor der Presse hingewiesen. 2007 lag die Zahl der Verkehrstoten bei 634, 1999 bei 974. Besonders sicher waren die Autobahnen.
Zu den tödlich Verunglückten zählten 15 Kinder (2007: 21, 1999: 46).

2007 sind in Niedersachsen Kompetenzteams gebildet worden, mit Unterstützung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft und der Landesverkehrswacht wurden die Unfallursachen auf zwölf besonders gefährlichen Straßen untersuchat.

„Ich freue mich, dass die von den Kompetenzteams umgesetzten Sicherheitsmaßnahmen bislang erfolgreich waren“, sagte Schünemann. In diesem Zusammenhang nannte der Innenminister die Landesstraße 233 im Landkreis Uelzen, die Bundesstraße 51 im Bereich Diepholz, Ronnenberg und Springe,

Lob zollte Schünemann auch Autofahrerinnen und Autofahrern zwischen 18 und 24. In dieser Altersgruppe gab es 137 Verkehrstote (2007: 148, 1999: 241).

20. Februar 2009
"Zeit"-Redakteur sieht erst Heinz Erhardt und dann Joseph Goebbels

„Zeit“-Redakteur Jens Jessen - oder: Rückwärts und nicht vergessen: „So harmlos war er nicht.“ Wer? Heinz Erhardt, der heute 100 Jahre alt geworden wäre. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass diese Wochenzeitung Blödsinn für vergessliche Akademiker veröffentlicht, aber dieser Beitrag hat in dieser Rubrik einen Ehrenplatz verdient.

Möglich erscheint, dass Jens Jessen dermaßen schreckhaft ist, dass er bereits zusammenzuckt, wenn im Fernsehen an ein Gedicht von Heinz Erhardt erinnert wird, bei dessen Vortrag der Komiker die Stimme erhebt. Was er da gesehen habe, merkt der Feuilletonist an, sei „satanisch“. Und schon taucht vor dem geistigen Auge dieses „Zeit“-Redakteurs Reichspropagandaminister Joseph Goebbels auf, der im „Reichspalast“ der Welt den „totalen Krieg“ erklärt. Wenn er das seinem Therapeuten beichten würde…

Doch es hagelt noch mehr Vorwürfe. So soll sich Heinz Erhardt auf einem „gewalttätigen Urgrund“ bewegt haben, als er in einem Sketch der Klavier spielenden Trude Herr nicht nur Blumen zugeworfen hat, sondern zuletzt auch noch die Vase. Die ist selbstverständlich für Jens Jessen nie wieder zu kitten, aber dann nimmt Heinz Erhardt auch noch eine Fahrstunde und landet beim Einparken an einer Wand.

Nicht nur darüber kommt dieser „Zeit“-Redakteur nicht hinweg, er ahnt für die nächste Fahrstunde sogar noch Schlimmeres, nämlich dies: „…seine Bemerkung `Für den Anfang nicht schlecht´lässt recht deutlich erkennen, dass er beim nächsten Mal gerne eine größere Beule verursachen würde.“

Ob sich Jens Jessen in dem Zustand, in dem er sich befunden haben muss, als er diesen Artikel geschrieben hat, überhaupt noch in ein Auto setzen dürfte, sei dahingestellt.

Höheren Blödsinn für vergessliche Akademiker veröffentlicht die „Zeit“ übrigens nicht nur in Artikeln, auch in mails kommt das vor. So hat mir kürzlich einmal die Chefredakteurin mitgeteilt, dass sie eine meiner Rezensionen interessant gefunden habe, diese Auffassung teile auch die Redaktion, als ich sie jedoch gefragt habe, ob mein Artikel von der „Zeit“ veröffentlicht wird, antwortete sie: „Machen wir nicht.“

Kein Wunder: Sonst könnte es eng werden für Redakteure wie Jens Jessen…

Der "Zeit"-Artikel

15. Februar 2009
Eine Mutter fordert Deo-Verbot an allen Schulen

Eine 14-Jährige versprüht im Badezimmer Deospray, bis alle Dosen leer sind. Sie stirbt an zu vielen Aerosolen in der Raumluft. Berichtet die englische Presse am 30. Mai 2006.

Wie wichtig Aerosole sind und welche Wirkung sie haben, ist kaum erforscht, sagt der Leipziger Forscher Jost Heintzenberg. Britische Forscher dagegen warnen vor gesundheitlichen Gefahren von Raum-, Haar- und Deosprays. Die Epidemiologen der University of Bristol haben eine Studie von 14 000 Schwangeren veröffentlicht. Die Ergebnisse: Bei täglicher Verwendung von Aerosolen und Luft-Düften steigt die Kopfschmerz-Wahrscheinlichkeit um 25 Prozent, die Wahrscheinlichkeit, depressiv zu werden, wächst um 19 Prozent. Babys unter sechs Monaten, die fast täglich Raumsprays ausgesetzt sind, leiden häufiger unter Ohrentzündungen und Durchfall als eine Kontrollgruppe.

Ein Elfjähriger aus Oldenburg (Niedersachsen), der Deospray inhaliert hat, wird in ein künstliches Koma versetzt. Nach zehn Tagen stirbt er an Herzversagen. Berichtet die Lokalzeitung bereits am 1. Februar 2001.

Paulina aus Kiel ist Allergikerin. Darauf nehmen ihre Klassenkameradinnen nach dem Sportunterricht keine Rücksicht. In der Umkleidekabine feiern sie eine Deo-Party. Die 14-Jährige reißt die Fenster auf, ringt nach Luft. Die Mutter wendet sich im Juni 2008 an das Amt für Gesundheit und bekommt zur Antwort: „Es gibt keine grundsätzlichen Anwendungsverbote, so dass hier nur allgemein an den rücksichtsvollen Umgang mit derartigen Substanzen appelliert werden kann.“ Die Mutter bleibt dabei: „Deos müssen an Schulen verboten werden.“

Mein Junge ist sehr eitel gewesen, erzählt ein Vater der Staatsanwaltschaft: „Er hat viel Geld für Gel und Deo ausgegeben.“ Der 12-Jährige stirbt an den Lösungsmitteln im Deo-Spray. Berichtet die „Daily Mail“ am 20. November 2008.

Schon 1998 schlägt BBC Alarm: Seit 1971 habe es in England mehr als 130 Deo-Tote gegeben. Die Eltern eines verstorbenen Jungen fordern bessere Warnhinweise auf Spraydosen.

Ein Gymnasium in Mönchengladbach am 17. November 2008: Die Feuerwehr ist mit 13 Fahrzeugen und 40 Einsatzkräften da, dazu gehören fünf Notärzte. „Es hat nach Deo gerochen“, sagt ein Feuerwehrmann. Zehn Schülerinnen und zwei Schüler, die über Beschwerden klagen, werden ins Krankenhaus gebracht. Einige sollen nach dem Sportunterricht zusammengeklappt sein. Berichtet die „Rheinische Post“ am 25. November 2008.

„Die gesundheitliche Bewertung der Inhaltsstoffe kosmetischer Mittel hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Unbedenklichkeit ist Aufgabe des Bundesinstitutes für Risikobewertung“, leitet das Bundesgesundheitsministerium am 21. Januar 2009 meine Anfrage vom 12. Januar 2009 an dieses Institut weiter. Dieses Institut antwortet bis heute: nicht. Das Gleiche gilt für einen Deo-Hersteller.

28. Januar 2009
Windige Gewinnspiele

„Super 12 Gewinnspielservice, wer hat Erfahrungen?“ fragt jemand auf gutefrage.net in die Internet-Runde und bekommt die Antwort: „Finger weg. Das ist unseriös.“ In einem zweiten Forum fordert ein anderer: „Es wird Zeit, dass die Call-Center geschlossen werden.“

Das Telefon klingelt, auf dem Display erscheint „außerhalb“. Eine Männerstimme meldet sich und spricht angeblich im Namen von Super 12: „Ihre Teilnahme am Gewinnspiel endet. Das macht aber nichts, Sie haben ja eine Geld-zurück-Garantie.“ Da der Angerufene diesen Firmennamen noch nie gehört hat, wird das Gespräch einseitig. Die Männerstimme: „Das ist doch toll? Gewinnen Sie nicht, bekommen Sie Ihre 55 Euro zurück. Dazu gibt es auch noch ein Geschenk. Bestätigen Sie doch bitte noch einmal Ihre Bankleitzahl.“ Der Angerufene beendet das Gespräch.

Eine kluge Entscheidung, handelt eine Dritte ebenso, als man ihr am Telefon mitteilt: „Ihre Bankdaten haben wir.“ Dafür müsste Super 12 eins auf die Zwölf bekommen, meint ein Sachse: „Die Verbraucherzentrale habe ich schon angeschrieben. Nun erwäge ich noch eine Anzeige wegen versuchten Betruges.“

Aber: Sie telefonieren weiter. Super 12 - und sogar ein Gewinnspielpartner von Bertelsmann, dessen Werbeversprechen ebenso windig sind wie im Winter manchmal an der Nordsee.

Tipp: Ist widerrechtlich Geld vom Konto abgebucht worden, zur Bank gehen und das Geld zurückholen!

24. Januar 2009
Ungeklärte Fragen nach einem Selbstmord

„Die Beerdigung der Leiche des Raymund Beckers, 25. 12. 1957, in Wuppertal, wird genehmigt. Die etwaige Feuerbestattung wird für unbedenklich erachtet.“ Steht im Beerdigungsschein des Arztes. Und: Erforderlich sei aber noch eine Obduktion. Darauf wird verzichtet.

Endgültig zu den Akten gelegt wird der angebliche Selbstmord des 37-Jährigen vor dem Kinderdorf Sankt Josef in Dalheim am 25. August 2008. Begründung: Für das Düsseldorfer Oberlandesgericht (OLG) ergeben sich aus dem Wiederaufnahmeersuchen des Bruders keine neuen Verdachtsmomente für eine Gewalttat am 3. September 1995. Allerdings: Wann Raymund Beckers gestorben ist, gehört zu den immer noch ungeklärten Fragen. Elf Jahre später verlegt der Heimleiter vor laufender WDR-Kamera den Todeszeitpunkt in die Mitternachtsstunden. Dem widersprechen alle Zeugenaussagen, die Polizeiprotokolle und der Arztbericht.

Fast fünf Monate sind inzwischen vergangen, seit der von dem Wilhelmshavener Redakteur Heinz-Peter Tjaden erfundene Kommissar Internet deswegen bei der OLG-Pressestelle mit fünf Fragen öffentlich noch einmal nachgehakt hat. Antworten bekam er nicht.

Inhalt der Fragen: Mit 300 Mark in der Tasche hat Raymund Beckers am 2. September 1995 gegen 20.30 Uhr seine Wohnung in Wegberg verlassen. Als sein Tod festgestellt wurde, hatte er noch 50 Pfennig. Der Taxifahrer sagte später aus: „Wir sind gegen 23.15 Uhr angekommen.“ Er habe seinem Fahrgast aus dem Auto helfen müssen, so betrunken sei der gewesen.

Eine Stunde später klingelte Raymund Beckers an der Heimtür. Auch dafür gab es mehrere Zeugen. Ein Heimkind öffnete dem 37-Jährigen, in einem Aufenthaltsraum saßen mehrere Heimkinder, denen Raymund Beckers erzählte, er habe als Kind hier gelebt. Die Kleidung des Überraschungsgastes war ein wenig verschmutzt, stellte eine Erzieherin fest, die dazu kam. Sie roch auch eine Alkoholfahne - und schickte den Betrunkenen wieder weg. Danach vergingen um die vier Stunden, bis der Tote an einem Baum erhängt gefunden wurde. Haben Zeugen, die Polizei und der Arzt festgehalten - der Heimleiter aber nicht.

Auch diese Fragen von Kommissar Internet sind von der OLG-Pressestelle bis heute nicht beantwortet worden: „Eine Erzieherin schickte Raymund Beckers wieder weg, obwohl sie bemerkte, dass der Besucher betrunken war. Offenbar hat sie ihn nicht einmal gefragt, wie er wieder nach Hause kommt. Wie beurteilen Sie das Verhalten dieser Erzieherin?“

Alles zu diesem Fall

Sonntag, 1. März 2009

JWP und Seifenblasen

10. Januar 2009
Genehmigte JWP-Rammschläge

Wilhelmshaven (tj). Rammschlag für Rammschlag werden Bohlen für den JadeWeserPort (JWP) in den Boden getrieben - auch sonntags. Darüber haben sich Anwohner bei der Polizei beschwert. Doch: Nach Auskunft der JWP-Realisierungsgesellschaft sind auch die Sonntagsarbeiten behördlich genehmigt. In den nächsten 14 Tagen allerdings herrsche Ruhe. Grund: Weihnachtsferien

9. Oktober 2008
Betr. JadeWeserPort: Landtagsrede von Walter Hirche

Wilhelmshaven/Hannover. "Angesichts der stetig wachsenden Bedeutung der norddeutschen Hafenstandorte wissen wir, dass der Hinterlandtransport ohne große Anstrengungen nicht funktionieren kann. Dieses gilt insbesondere für den künftigen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven. Das Land unternimmt alles, um die bedarfsgerechte verkehrliche Anbindung des Jade-Weser-Ports, der übrigen niedersächsischen Seehäfen sowie für Bremen, Bremerhaven und Hamburg sicherzustellen. Deren Umschlagsmengen müssen zu großen Teilen über niedersächsisches Gebiet transportiert werden. Niedersachsen, Hamburg und Bremen müssen daher schnellstmöglich zusammen mit dem Bund Lösungen finden. Dies gilt übergreifend für alle Verkehrsträger, wobei der Schwerpunkt beim Ausbau des Schienennetzes liegt.

Die Hinterlandanbindung der Seehäfen hat für uns allerhöchste politische Priorität. Sie war zuletzt Gegenstand eines Treffens hier in Hannover zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der DB Netz AG, Herrn Kefer, sowie dem Konzernbevollmächtigten Nord, Herrn Meyer und meiner Person. Alle Beteiligten stimmen überein, dass dringender Handlungsbedarf besteht und "jede Trasse gebraucht wird".

Die Landesregierung hat ein Gutachten zur Hafenhinterlandanbindung auf der Schiene in Auftrag gegeben. Die Aufgabenstellung und der zeitliche Rahmen waren sehr ambitioniert. Die Arbeit wurde begleitet durch einen Lenkungskreis, in dem Vertreter aus Hamburg, Bremen, den Hafenverwaltungen, der Deutschen Bahn, den Nichtbundeseigenen Eisenbahnen und andere mitwirkten. Untersucht wurden weit über 100 Maßnahmevorschläge. Der Schlussbericht ist kurz vor der Fertigstellung.

Wir erwarten entscheidende Hinweise auf zusätzlich notwendige Maßnahmen und deren Prioritäten. Selbstverständlich werden wir Ihnen die Ergebnisse gern in den parlamentarischen Gremien vorstellen.

Genauso engagiert gehen wir den weiteren Ausbau des Fernstraßennetzes an. Hier verweise hier beispielhaft auf unser Vorantreiben der Planungen für die Küstenautobahn A 22 und die Weiterführung der A 39. Der 6-streifige Ausbau der A 1 zwischen Hamburg und Bremen steht kurz bevor.

Selbstverständlich ist auch der weitere Ausbau der Binnenwasserstraßen wichtig. Neben den im Antrag genannten Maßnahmen unterstützen wir daher zusätzlich den Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals zur besseren Anbindung des Hafens Emden.

Erlauben Sie mir zum Abschluss eine Anmerkung zum Thema Logistik:
Hier reicht es meines Erachtens nicht aus, den Blick auf entsprechende Grundstücke im Umfeld der Hafenterminals zur Ansiedlung von überregionalen Logistikzentren zu richten. Bei dem anhaltenden Seeverkehrsboom benötigen wir auch leistungsfähige Flächen im Hinterland, sozusagen in der 2. Reihe, um den steigenden Bedarf zu decken.

Ich bin überzeugt, dass die Region um Wilhelmshaven mit Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports eine positive wirtschaftliche Entwicklung nehmen wird."

5. Oktober 2008
Projektleiter kehrt nicht zurück

Wilhelmshaven. Das Gezerre ist beendet. Wolf-Dietmar Starke, ehemals Projektleiter der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft und erfolgreicher Kläger vor dem Arbeitsgericht, kehrt nicht an seinen Schreibtisch zurück. Der Aufsichtsrat seines Arbeitgebers hat heute einem Vergleichsvorschlag des Landesarbeitsgerichtes Niedersachsen zugestimmt.

24. August 2008
Starke: Wieder JWP-Ärger

Wilhelmshaven (tj). Jade-Weser-Port-Bau ohne Altlasten - das ist der Wunsch des neuen Geschäftsführers Axel Kluth gewesen. Doch jetzt holt ihn die Vergangenheit schneller wieder ein als gedacht, denn der ehemalige Projektleiter Wolf-Dietmar Starke, der bereits beim ersten Mal vor dem Wilhelmshavener Arbeitsgericht erfolgreich gewesen ist, will auch gegen seine zweite außerordentliche Kündigung klagen.

6. August 2008
Kein Flüssiggasterminal in Wilhelmshaven

Wilhelmshaven/Rotterdam (tj). „Vor einem Jahr war die Führung der Deutschen Flüssigerdgas Terminal Gesellschaft noch voller Optimismus. Sie gab den Startschuss für ein rund eine Milliarde Euro teures Flüssiggasterminal im Norden von Wilhelmshaven. Marktteilnehmer wurden aufgerufen, Gas-Kapazitäten zu buchen“, hat die „Mitteldeutsche Zeitung“ bereits am 21. Juli 2008 auf Verzögerungen hingewiesen. Eine Energieexpertin meldete Zweifel am Bau an.

Jetzt hat die Eon Ruhrgas die Pläne auf Eis gelegt. Der Konzern beteiligt sich stattdessen am Terminal „Gate“ in Rotterdam. Dazu das Vorstandsmitglied Jochen Wiese: „Die Nachfrage war zu gering.“

Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG) zählt nach Expertenmeinungen zu den Zukunftsmärkten: Gas wird mit extremer Kälte verflüssigt, das Volumen sinkt. Nach der Ankunft der Tanker kann es wieder in Gas umgewandelt und in Pipelines transportiert werden.

Wilhelmshavener Containerhafenplaner haben mit diesem „aussichtsreichen Großprojekt“ der Eon Ruhrgas eine Zeitlang auch Werbung für den JadeWeserPort gemacht. Dieses Milliardenprojekt wird mit der angeblich immer weiter wachsenden Bedeutung der Containerschifffahrt begründet. Nun stellen aber Analysten fest, dass die Frachtraten sinken, es werden immer weniger Container verschifft.

4. August 2008
58 Prozent glauben an JWP in drei Jahren

Wilhelmshaven (tj). 38 Prozent meinen, dass der JadeWeserPort (JWP) im Oktober 2011 fertig ist. Das ist das Ergebnis einer 2sechs3acht4-Umfrage, an der sich 142 Leserinnen und Leser beteiligt haben. 20 Prozent vertraten die Auffassung, dass der Containerhafen früher den Betrieb aufnehmen kann. 40 Prozent machten ihr Kreuz bei „schaffen die nie“.

1. August 2008
JWP-Kasperletheater gastiert weiter

Wilhelmshaven (tj). Kasperletheater an der Jade, tritratrullalla, der Starke ist doch nicht wieder da, kennt man bald Wilhelmshaven überall als Stadt der unbegrenzten Kündigungsmöglichkeiten:

Der frühere Chefplaner des Jade-Weser-Ports, Wolf-Dietmar S.,
darf laut einem Medienbericht nicht an seinen Arbeitsplatz
zurückkehren. Wie NDR 1 Niedersachsen am Donnerstag berichtete,
empfiehlt der Aufsichtsrat der
Jade-Weser-Port-Realisierungsgesellschaft der Geschäftsführung,
gegen S. erneut eine außerordentliche Kündigung auszusprechen.

25. Juni 2008
Ehemaliger Projektleiter gewinnt Prozess

Wilhelmshaven (tj). Das niedersächsische Wirtschaftsministerium will dieses Urteil „in aller Ruhe“ prüfen, die Landes-SPD fordert die sofortige Wiedereinstellung: Der ehemalige Projektleiter Wolf-Dietmar Starke hat gegen seinen Arbeitgeber JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft vor dem Wilhelmshavener Arbeitsgericht einen Erfolg gelandet. Die Anfang 2007 ausgesprochene fristlose Kündigung wurde aufgehoben. Die Gründe reichten nicht aus, entschied das Gericht.

Vorgeworfen worden war Starke eine zu große Nähe zum Papenburger Bauunternehmen Bunte, das sich im Vergabeverfahren für den ersten Bauabschnitt des Containerhafens erst vor Gericht durchsetzte.

Ob der ehemalige Projektleiter an seinen Arbeitsplatz zurück kehren darf, ist noch nicht sicher. Joachim Werren, Staatssekretär im niedersächsischen Wirtschaftsministerium und Aufsichtsratsvorsitzender der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft: „Erst nach eingehender Prüfung des Urteils wird über die Möglichkeit der Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses entschieden oder Berufung eingelegt.“

16. April 2008
Wirklichkeit und Medienwirklichkeit

Selbstständige Lokalzeitungen sind fast vom Markt verschwunden, die meisten Zeitungen bekommen die überregionalen Seiten, Berichte über das Bundes- und Weltgeschehen (so genannter „Mantel) von anderen Verlagen. Deswegen gleichen sich manche Seiten wie ein Ei dem anderen - aber ei - gestern ist das in Wilhelmshaven anders gewesen.

In dieser Mittelstadt an der Jade gibt es nur noch ein lokales Blatt: die „Wilhelmshavener Zeitung“ (WZ), die im Laufe der Jahrzehnte das „Wilhelmshavener Tageblatt“, die „Rundschau für Wilhelmshaven und Friesland“ und die „Wilhelmshavener Presse“ verdrängt hat. Den so genannten „Mantel“ bekommt diese Zeitung von der „Nordwest-Zeitung“ (NWZ) aus Oldenburg. NWZ-Aufmacher ist gestern gewesen: „JadePort erst 2011 fertig“.

Diese Überschrift hat dem WZ-Chefredakteur Gerd Abeldt offenbar nicht gefallen. Er machte „1000 Meter Kai bis Oktober 2011“ daraus. Das klingt besser in den Ohren der Wilhelmshavenerinnen und Wilhelmshavener, die sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass der geplante Containerhafen ohne Pannenserie nicht auskommt. Einige haben aber noch nicht vergessen: Dieser Hafen muss 2010 fertig sein, sonst gibt es Zoff mit dem Hafenbetreiber Eurogate aus Bremen.

Marx und Lenin als Gehilfen

Diese Tatsache bekommt Gerd Abeldt nur mit Hilfe von zwei Altkommunisten weg. Sie heißen: Marx und Lenin, von denen die Theorie stammt, dass die Presse Agitator und Propagandist zu sein habe, mit der Propaganda werden Fernziele angepeilt, mit Agitation die Nahziele. Alles, was auf dem Weg zum Ziel hinderlich sein könnte, müsse verschwiegen werden.

Da dem marxistisch-leninistischen Pressetheoretiker Gerd Abeldt nicht nur die NWZ-Schlagzeile, sondern der ganze Bericht missfallen hat, schrieb er einen neuen. Unter den Berichtstisch ließ er dabei durchaus Wichtiges fallen. Der Enter-Taste des WZ-Chefredakteurs fiel erst einmal folgende NWZ-Mitteilung zum Opfer: „Ursprünglich sollte der Containerhafen 2010 fertig sein.“ Nicht weiter schlimm: Das weiß man in Wilhelmshaven. Gestrichen wurde auch: „Die Verzögerung um ein Jahr stellt den Betreiber vor Probleme.“ Als Zensor betätigte sich Gerd Abeldt ebenfalls bei dieser Aussage des Eurogate-Geschäftsführers: „Wir müssen an anderen Standorten deutlich mehr tun. Das Problem brennt uns unter den Nägeln.“

Noch mehr weggelassen

Wenn man das weglassen kann, wird sich der WZ-Chefredakteur gedacht haben, dann muss man auch dies nicht mehr erwähnen: „Die Grünen im Landtag nannten die Verzögerung ´blamabel für die Landesregierung und teuer für den Steuerzahler´.“

Und so arbeitet nicht nur Gerd Abeldt von der „Wilhelmshavener Zeitung“ an einer Medienwirklichkeit, die mit der Wirklichkeit nicht in Einklang zu bringen ist. Marx und Lenin würde es gefallen…

25. März 2008
JadeWeserPort kann gebaut werden

Wilhelmshaven/Lüneburg. Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht - 7. Senat - hat am 6. März 2008 in zwei Verfahren auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes die sofortige Vollziehung des Planfeststellungsbeschlusses der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest für den Ausbau der Jade und die Errichtung eines Tiefwasserhafens für Containerschiffe (JadeWeserPort) in Wilhelmshaven mit geringen Einschränkungen bestätigt (7 MS 114/07 und 7 MS 115/07).

Zur Herstellung der neuen Hafenfläche soll nördlich an die Niedersachsenbrücke angrenzend auf einer Fläche von rund 356 ha ein Hafengebiet aufgespült werden, das eine etwa 119,4 ha Terminalfläche mit Kaje, einen circa 172 ha großen Hafengroden, Verkehrsflächen für Straßen und Schienen sowie eine Fläche für Sondernutzungen aufweist. Die Jade-Fahrrinne soll zwischen den Kilometern 7 und 15 zur wasserseitigen Anbindung verlegt werden. Ziel ist es, Schiffen mit einem Tiefgang von bis zu 16 m die an der deutschen Nordseeküste bisher nicht gegebene Möglichkeit eines tideunabhängigen Anlaufens zu ermöglichen.

Der Antragsteller des erstgenannten Verfahrens, ein naturschutzrechtlich anerkannter Verein, hat gegen die angeordnete sofortige Vollziehung des Planfeststellungsbeschlusses u. a. geltend gemacht, das Vorhaben sei nicht so wichtig oder dringlich, dass mit seiner Umsetzung nicht bis zur rechtskräftigen Entscheidung im laufenden Klageverfahren gewartet werden könne. Die Herstellung der notwendigen Verkehrsanbindungen sei nicht absehbar. Vor allem begegne das Projekt gravierenden naturschutzrechtlichen Bedenken. Nicht alle geschützten Tierarten seien erfasst worden. Der zu erwartende Bahnverkehrslärm stehe im Widerspruch zum Schutzzweck der Verordnung zum Naturschutzgebiet "Voslapper Groden-Süd", die ein Europäisches Vogelschutzgebiet ausweist.

Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht - 7. Senat - hat die Bedenken in seiner Entscheidung überwiegend nicht geteilt. Es hat das Vorliegen der Voraussetzungen der sofortigen Vollziehung, also des Gebrauchmachendürfens von der Gestattung bereits vor Rechtskraft der anhängigen Klageverfahren, bejaht und ausgeführt, dass die Klage des Antragstellers voraussichtlich überwiegend keinen Erfolg haben wird. Von ihm zu rügende Verfahrensfehler sind nicht ersichtlich. Auch die Standortwahl ist nicht zu beanstanden.

Mit seinem Vorbringen zum Artenschutz ist der Antragsteller ausgeschlossen, weil er im Einwendungsverfahren entsprechende Rügen nicht erhoben hat. Eine fehlerhafte Behandlung des Natur- und Landschaftsschutzes ist nicht festzustellen.

Nicht leicht zu beurteilen ist allerdings die vom Antragsteller beanstandete Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des Europäischen Vogelschutzgebiets, die dortigen Brutbestände der wertgebenden Vogelarten (etwa Rohrdommel und Schilfrohrsänger) zu erhalten und vor erheblichen Beeinträchtigungen zu bewahren. Es ist wissenschaftlich nicht zweifelsfrei geklärt, wie diese Bestände auf Bahn- und Baulärm reagieren. Das europäische Naturschutzrecht enthält insoweit sehr rigide Vorgaben. Lässt sich eine erhebliche Beeinträchtigung der Erhaltungsziele nicht mit Sicherheit ausschließen, ist das Projekt grundsätzlich unzulässig. Die Planfeststellungsbehörde hat dieses Problem gesehen und dem Vorhabensträger - dem Land Niedersachsen - ein Wahlrecht zwischen der sofortigen Errichtung einer Lärmschutzwand entlang der am nördlichen Rand des Vogelschutzgebiets geplanten Bahntrasse einerseits und begleitenden Beobachtungen ("Monitoring") andererseits eingeräumt, um zunächst festzustellen, ob überhaupt signifikante Beeinträchtigungen auftreten. Erst bei entsprechenden Feststellungen müsse die Wand gebaut werden.

Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht - 7. Senat - hat das Schutzkonzept zur Beseitigung der möglichen Erheblichkeit einer Beeinträchtigung im Ansatz gebilligt, das dem Vorhabensträger insoweit eingeräumte Wahlrecht aber außer Vollzug gesetzt. Eine ausreichend sichere Milderung eventueller erheblicher Beeinträchtigungen der Bruthabitate ist nur gewährleistet, wenn die Schallschutzwand sogleich errichtet wird. Dadurch wird auch der potentiell schädliche Lärm beim Bau der Bahntrasse gemindert. Mit der Schallschutzwand kann nach den Schallschutzberechnungen sichergestellt werden, dass sich die Lärmsituation im Vogelschutzgebiet gegenüber dem bisherigen Zustand im Ergebnis praktisch nicht verändert.

Im zweiten Verfahren ging es um das Aussetzungsbegehren des Eigentümers eines Wohngrundstücks im Stadtteil Voslapp, das rund 1,8km westlich des Neuen Voslapper Seedeichs und etwa 2,8 km vom westlichen Rand der geplanten Terminalfläche entfernt liegt. Wie viele weitere Mitglieder einer Bürgerinitiative, die gegen den Planfeststellungsbeschluss klagen, machte er geltend, dass Vorhaben sei nicht dringlich. Ihm fehle die Rechtfertigung, weil die erklärten Ziele nicht erreicht würden. Nicht lösbar seien vor allem die sich in der Folge stellenden Verkehrsprobleme auf Straße und Schiene. Die Grundstücke in Voslapp würden unnötig weiter an Wert verlieren und das Landschaftsbild negativ verändert. Vor allem werde es in der Kumulation von Betriebs- und Verkehrslärm zu unzumutbaren Beeinträchtigungen kommen. Nicht bedacht worden sei schließlich, dass es infolge der geplanten Kaimauer zu einem Anstieg des Grundwasserspiegels in Voslapp kommen werde, der die Nutzung der Häuser und Keller erheblich beeinträchtigen könne.

Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht - 7. Senat - ist keiner dieser Einwendungen gefolgt und hat den Aussetzungsantrag als unbegründet abgelehnt. Insbesondere hat die Planfeststellungsbehörde die Lärmsituation richtig beurteilt und auf dieser Basis zutreffend unzumutbare Beeinträchtigungen verneint. Die für Wohngebiete wie das des Antragstellers geltenden Grenzwerte der Verkehrslärmschutzverordnung und der TA Lärm werden nach allen Berechnungen deutlich unterschritten. Auch mit einer durch das Vorhaben verursachten Erhöhung des Grundwasserspiegels ist nach den tatsächlichen Gegebenheiten nicht zu rechnen.
Beide Beschlüsse sind unanfechtbar. Weitere Verfahren auf Gewährung vorläufigen gerichtlichen Rechtsschutzes bezüglich des JadeWeserPorts sind beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht derzeit nicht anhängig.

15. Februar 2008
JadeWeserPort-Infobox informiert über tote Bauhose

Schildbürger sagt uns was, da denken wir sogleich an Leute, die sich dumm anstellen, die Sonnenlicht mit Eimern in ein Gebäude ohne Fenster tragen beispielsweise, doch einige wissen auch, dass sich diese Leute nur dumm gestellt haben. Dafür sorgten die Schildbürgerinnen, die ihre Männer nur selten zu Gesicht bekamen, weil diese als hoch angesehene Handwerker immer wieder von auswärtigen Auftraggebern angeheuert wurden. Also ruinierten die Männer auf Geheiß ihrer Gemahlinnen ihren guten Ruf und durften fortan zu Hause bleiben.

Vor einigen Jahren ist Schilda an die Nordsee verlegt worden. Dort wird seit geraumer Zeit zwar kein Rathaus ohne Fenster geplant, dafür aber ein Containerhafen, der inzwischen rund eine Milliarde Euro verschlingen wird. Da kommt es auf ein paar Millionen mehr oder weniger offenbar nicht mehr an.

Noch weiß niemand, ob dieser JadeWeserPort (JWP) jemals gebaut wird, doch in Wilhelmshaven tut man immer wieder einmal so als ob es morgen bestimmt losgehen könne. Dafür müssen öffentlichkeitswirksame Aktionen her. Eine startete der Oberbürgermeister im Jahre 2005, als am Sandstrand im Stadtnorden alles verschwand, was Touristinnen und Touristen hätte weiter anlocken können: Platt gemacht wurden der Campingplatz, das Strandlokal, der Kiosk mit Toiletten und der Minigolfplatz. Begründung: In diesem Jahr ist Baubeginn für den JadeWeserPort.

Dabei verließen sich die Schildbürger von der Jade auf entsprechende Ankündigungen von Politikern aus Hannover und Bremen, die für dieses Milliardenprojekt verantwortlich zeichnen. Einen Betreiber hatten sie gefunden, jemanden, der für das erste Baulos zuständig sein sollte, fanden sie auch. Das fanden allerdings Richter aus Celle nicht so gut. Sie kippten die Auftragsvergabe, weil sie diese stümperhaft fanden. Also bekam eine Firma den Zuschlag, die von dem JWP-Projektleiter schon lange für die Bessere gehalten worden war. Aber, ach und wehe, diesen Projektleiter hatte man da schon in die Wüste geschickt.

Schon längst in die Wüste geschickt wurde auch eine Frau, die sich um die Wirtschaftsförderung in Wilhelmshaven kümmern sollte. Die hatte eine geradezu geniale Idee für eine ebenfalls öffentlichkeitswirksame Aktion und schlug für den Stadtnorden eine Info-Box vor, damit sich jedermann über die Fortschritte kundig machen könne, die dieser Containerhafen gar nicht macht.

Jetzt eilten fünf Männer - die Namen tun nichts zur Sache - mit Spaten in den Norden der Stadt und posierten für ein Foto, das von der Lokalzeitung heute mit der Überschrift “Infobox weist den Weg” versehen wurde.

Was sie da in den Sand setzen wollen, ist den meisten Bürgerinnen und Bürgern von Wilhelmshaven schon lange klar, hinter vorgehaltener Hand lacht man sich hierzustadt nur noch ins Fäustchen über diese Schildbürger, die sich entweder nur dumm anstellen oder aber…

Zwischendurch hört man, dass es sofort den ersten Rammschlag gebe, wenn Richter aus Lüneburg die letzten Klagehürden aus dem Weg geräumt haben. Das ist aber auch so eine merkwürdige Geschichte: Vor einigen Monaten hat ein Sprecher dieses Gerichtes verkündet, dass im Januar 2008 mit einer Entscheidung zu rechnen sei. Fragen, warum das nicht geschehen ist, darf man aber wohl nicht. Dazu ist mir jede Auskunft verweigert worden.

Im Jahre 2010 soll der JadeWeserPort fertig sein, hat sich bis November 2008 nichts getan, verfallen 50 Millionen Euro von der EU. Die Baukosten sind bereits um 65 Milllionen Euro gestiegen und werden mit jeder Verzögerung weiter steigen.

Aus Hannover verlautet hin und wieder, dass Pannen dieser Art passieren können, weil man noch nie ein derartiges Projekt habe planen müssen.

Inzwischen haben so viele ihren guten (?) Ruf ruiniert, dass sie alle zu Hause bleiben dürfen. Die einen in Wilhelmshaven, andere in Hannover und Bremen…

24. Januar 2008
Hamburg und Niedersachsen wollen JadeWeserPort

Wilhelmshaven (tj). Niedersachsen und Hamburg wollen in der Hafenpolitik eng zusammenarbeiten. Das haben Wirtschaftssenator Uldall und Wirtschaftsminister Walter Hirche vereinbart. Dazu der niedersächsische Minister: “Im globalen Wettbewerb kommt es darauf an, die deutschen Seehäfen gegenüber den Rheinmündungshäfen zu positionieren. Das darf nicht durch den Wettbewerb zwischen den deutschen Standorten in den Hintergrund treten.” Senator Uldall: “Aus norddeutscher Hafensicht können durch den Bau des JadeWeserPorts in Wilhelmshaven die künftigen hohen Wachstumsraten bewältigt werden. Für alle deutschen Häfen ist genug Geschäft übrig.”

21. Januar 2008
Zweites Gleis und Elektrifizierung

Hannover/Wilhelmshaven. Als eine "gute Nachricht für den gesamten Nordwesten" hat Niedersachsens Wirtschaftsminister Walter Hirche die Entscheidung von Bund und Bahn zum vorgezogenen Ausbau der Bahnstrecke Wilhelmshaven-Oldenburg bezeichnet. Die Deutsche Bahn habe ihn darüber informiert, dass der zweigleisige Ausbau sowie die Elektrifizierung der Strecke vorgezogen würden, teilte der Minister in Hannover mit.

"Damit kommen Bund und Bahn den Forderungen Niedersachsens nach, rechtzeitig zur Inbetriebnahme des neuen Container-Tiefwasserhafens JadeWeserPort in Wilhelmshaven eine leistungsfähige Hinterlandanbindung für die wachsenden Güterverkehrsströme zu schaffen", so Hirche.

26. Dezember 2007
JadeWeserPort: Herr Staatsanwalt, übernehmen Sie?

Klein-Fritzchen mag sich das so vorstellen: Wenn etwas Wichtiges getan werden soll, setzen sich die Leute zusammen, beraten über das Thema, einigen sich auf eine Vorgehensweise und dann heißt es: Los!

Doch wie hat schon Karl Kraus gesagt: Politik ist so wie Klein-Fritzchen sie sich vorstellt. Nur schlimmer.

Schlimmer als beim geplanten Bau des JadeWeserPorts (JWP) in Wilhelmshaven geht es allerdings kaum noch. Auf Antrag der Opposition beschäftigt sich ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit dem Projekt der Länder Niedersachsen und Bremen, das fast eine Milliarde Euro verschlingen wird und eine Zahl von Arbeitsplätzen bringen soll, die augenscheinlich niemandem bekannt ist. Die Grünen vermuten schon, dass sich demnächst auch die Staatsanwaltschaft mit dem Containerhafen beschäftigen wird.

Arbeiter werden jedoch noch nicht beschäftigt, obwohl der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff vor einigen Wochen bei einem Wilhelmshaven-Besuch den November 2007 als neuen Baubeginn in den Ring der Endlos-Spekulationen über den ersten Rammschlag geworfen hat.

Viele Gerichte beschäftigt

Derweil überwirft sich einer mit dem anderen. Wenn es zu den Zielen gehört haben sollte, möglichst viele Gerichte mit dem Projekt zu beschäftigen, dann darf dieses Vorhaben als gelungen gelten.

Da ist im April 2007 der technische JWP-Projektleiter Wolf-Dietmar Starke fristlos vor die Tür der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft gesetzt worden, weil ihm eine zu große Nähe zu einem der Bieter für das erste Baulos vorgeworfen wurde. Die Kollegen spielten ihm nach ihren eigenen Aussagen vor dem Wilhelmshavener Arbeitsgericht getürkte Informationen zu, auf die Starke hereingefallen sei.

Dann fielen diese Kollegen mit ihrer Entscheidung für ein Konsortium um das Bauunternehmen Hochtief auf die Nase und das vom fristlos gefeuerten technischen Projektleiter bevorzugte Papenburger Unternehmen Bunte machte wegen der offenbar dilletantischen Arbeit der JWP-Realisierungsgesellschaft doch noch das 480-Millionen-Euro-Rennen.

Freut man sich in Papenburg noch?

Ob man sich in Papenburg über diesen Zuschlag noch freut, sei einmal dahingestellt, denn für ein Projekt zuständig zu sein, das immer wieder in die negativen Schlagzeilen gerät, kann irgendwann auch einmal lästig sein.

Das Wilhelmshavener Arbeitsgericht ist inzwischen wieder Medienzentrum gewesen, denn erneut trafen sich die JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft und Wolf-Dietmar Starke vor Gericht. Der forderte wiederum eine Ehrenerklärung und wollte seinen Job zurück. Doch inzwischen ist es zu einer Einigung gekommen, heißt es aus Gerichtskreisen. Starke bekomme eine Abfindung.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag allerdings wollen sich weiterhin nicht abfinden mit dem schleierhaften Vergabeverfahren. Enno Hagenah, Obmann in diesem Ausschuss, spricht von politischen Manipulationen, Regierungskreise aus Hannover und Bremen hätten sich in die Auftragsvergabe eingemischt und Druck ausgeübt. “Da muss es drunter und drüber gegangen sein wie in einer Bananenrepublik“, sagt er. Auch der Untersuchungsausschuss werde mit Manipulationen und abgesprochenen Zeugenaussagen konfrontiert. Enno Hagenah ist sicher, dass sich die Staatsanwaltschaft einschalten wird, sobald der Ausschuss seine Arbeit beendet hat.

Die nur selten wagemutige “Nordwest-Zeitung” schreibt bereits von einem Skandal und hat im Internet einen Link zu aktuellen JWP-Informationen gesetzt. Nächste Woche dürften spannende Neuigkeiten hinzukommen, denn dann sagt der gefeuerte technische JWP-Leiter Wolf-Dietmar Starke vor dem Untersuchungsausschuss aus.

2010 wohl nicht fertig

Nach einem sieht es schon lange nicht mehr aus: Dass der Containerhafen, wie von Eurogate als Betreiber gefordert, im Jahre 2010 fertig ist.

Denn - man ahnt es schon: Es gibt auch noch Klagen von Umweltgruppen, über die das Verwaltungsgericht in Lüneburg noch entscheiden muss. Wann das sein wird? Wahrscheinlich im Januar 2008hört man. Tja…

15. Oktober 2007
Südzentrale: Sinneswandel im Wilhelmshavener Rathaus

Wilhelmshaven (tj). Aus dem Wilhelmshavener Rathaus kommen neue Töne und in einigen Jahren werden sich vielleicht nicht mehr alle, die vom Südstrand aus ihren Blick schweifen lassen, die Augen reiben, weil ein imposantes Gebäude immer weiter verkommt, sondern weil es saniert worden ist.

Es geht seit langer Zeit um die Südzentrale, ein von 1908 bis 1918 gebautes Kraftwerk der kaiserlichen Werft, das 1993 mit der Preussen Electra den letzten Nutzer verloren hat. Dieses Gebäude soll nun doch nicht abgerissen, sondern in die Pläne für die Stadtentwicklung einbezogen werden.

2004 hat´s in einer nichtöffentlichen Mitteilung noch sehr nach Plattmachen geklungen, als den Ratsfraktionen mitgeteilt wurde, dass die Südzentrale in Kürze Lagerhallen weichen werde.

Viele Journalisten schrieben sich für den Erhalt schon die Finger wund, eine Bürgerinitiative legte Konzepte vor für eine sinnvolle Nutzung der Südzentrale, doch im Rathaus hatte man auf Durchzug gestellt.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ klagte am 13. Juli 1992 an: „Eigentümer und Nutzer haben das Kraftwerksgebäude verkommen lassen.“ Die Südzentrale wurde 2003 in die „Rote Mappe“ des Niedersächsischen Heimatbundes aufgenommen. Begründung: „Der Niedersächsische Heimatbund spricht sich für den unbedingten Erhalt dieses einzigartigen Komplexes als bedeutendes Zeugnis der Stadt- und Technikgeschichte aus. Entsprechend erwarten wir von der Landesregierung, dass sie der Stadt und insofern auch dem Eigentümer bei der Planung zur Umnutzung der Südzentrale verstärkt zur Seite steht.“

Dennoch erteilte die Stadt Wilhelmshaven im Jahre 2003 die Abrissgenehmigung. Aus Sanierungsträumen war längst ein Stadtentwicklungs-Alptraum geworden: „Bei der Stadt Wilhelmshaven reift derweil die Planung, an der Stelle der Südzentrale einen großen Parkplatz anzulegen.“ („Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen“, 3/2002).

Vor einigen Wochen lenkte Heinz-Peter Tjaden die Aufmerksamkeit von Investoren auf die Südzentrale. Ein potenzieller Sanierer hielt das „Objekt für sehr interessant“ - und nun hört man aus dem Rathaus von neuen Ideen…

Ist den Stadtvätern inzwischen klar geworden, was der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ schon am 18. Oktober 2002 klar war? Seinerzeit wurde in diesem Blatt festgestellt: „Abriß oder Neunutzung werden darüber entscheiden, wie Wilhelmshaven mit sich selbst und seiner Vergangenheit umgeht, und damit auch, wie zukunftsfähig die Stadt ist.“